Der Bürgermeister informiert KW 6

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

immer mehr in den Fokus rückt nun die Sperrung des Bahnübergangs ab dem 10. April 2020.

Auch die BNN „Brettener Nachrichten“ nahmen dies zum Anlass für ein langes Interview zu einem wenig erfreulichen Thema mit mir. 

Im April schließen sich die Bahnschranken in Gondelsheim für sieben Monate Gemeinde geteilt

Quelle: BNN – Brettener Nachrichten vom 04.02.2020 von Christof Bindschädel

Seit einem halben Jahr ist bekannt, dass Gondelsheim aufgrund der dauerhaften Schließung des Bahnübergangs ab April für mehrere Monate geteilt sein wird. Zur Folge hat dies jede Menge Einschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger. Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp berichtet von den Maßnahmen, die innerhalb kürzester Zeit umgesetzt wurden und präzisiert die Folgen für die Bevölkerung.

BNN: Brennt die bevorstehende Teilung Gondelsheims schon jetzt unter den Nägeln oder ist dieses Thema doch noch relativ weit weg?

Markus Rupp: Seit uns am 30. August 2019 erstmals förmlich mitgeteilt wurde, dass die Bahnschranken in Gondelsheim dauerhaft für mehrere Monate geschlossen sein werden, ist das Thema akut. Der Vorlauf war sehr kurz, deshalb muss man auch ein Stück weit die Bahn kritisieren. Schließlich war diese Maßnahme schon deutlich länger geplant. Man hätte der Gemeinde eigentlich Anfang 2019 Bescheid geben müssen, damit man vor Ort genügend Zeit hat. Denn so war vieles schwer zu realisieren.

Welche Schritte haben Sie genau eingeleitet, um sich auf die kommende Situation vorzubereiten?

Wir haben sofort eine Task Force gegründet und versucht herauszufinden, wer und was von dieser Maßnahme alles betroffen ist – und es sind wirklich viele Dinge, die jetzt bewältigt werden müssen. Ich denke aber, dass wir gute Lösungen gefunden haben. Allerdings muss man ganz klar sagen, dass wir die Probleme auf beiden Seiten der Schienen nur lindern können, lösen können wir sie nicht.

Wie sieht – Stand heute – der Zeitplan für die gesamte Baumaßnahme aus? Wie lange sollen die Schranken geschlossen bleiben und Gondelsheim geteilt sein?

Am 10. April schließen die Schranken, planmäßig soll ab 1. November der Bahnübergang dann wieder offen sein. Die Bauarbeiten, die seit einigen Monaten auf der B35 laufen, sind daneben bis Juni geplant, es sieht aber danach aus, dass man früher fertig sein wird. Allerdings haben wir bereits im März drei Tage lang ein Problem: Vom 8. bis 10. März wird der Bahnübergang nämlich geschlossen.

An diesen Tagen werden die Schienen entfernt und frisch verlegt, um die Strecke tauglich für den späteren ICE-Verkehr zu machen. In dieser Zeit ist lediglich für Fußgänger eine Querung möglich, für den Pkw-Verkehr jedoch nicht.

In Heidelsheim und in Helmsheim sind die Bahnschranken tatsächlich dauerhaft geschlossen, in Gondelsheim wird das nicht der Fall sein. Wie stellt sich der „geschlossene Bahnübergang“ dann in Gondelsheim dar?

Verkehrsrechtlich ist der Übergang ab dem 10. April geschlossen, allerdings sind die Schranken in Gondelsheim nicht dauerhaft unten. Wir werden deshalb aber eine Barriere aufstellen, damit der Übergang bei offenen Schranken nicht als Schlupfloch für den Pkw-Verkehr genutzt wird. Das ist seit eineinhalb Wochen so jetzt auch alles manifestiert. Schließlich haben wir 900 Menschen auf der Ostseite, die dann grundsätzlich abgeschnitten sind.

Was genau bedeutet das für die Menschen auf dieser Seite?

Da hängt vieles dran. Diese Leute haben längere Fahrtwege zur Arbeit und sie haben keinen direkten Zugang zur Nahversorgung im Ort. Das schadet wiederum auch den Geschäften im Ort, da sich bestimmt einiges in Richtung Osten – beispielsweise nach Neibsheim – verschieben wird. Dann darf man auch nicht vergessen, dass wir auf der Ostseite unseren Wertstoffhof haben, den dann zwar 900 Menschen nutzen können, aber 3.100 Menschen eben nicht.

Wie soll dieses Problem gelöst werden? Ähnliche Probleme dürfte es auch mit der Müllabfuhr geben …

Wir werden jetzt im Gewerbegebiet Gölswiesen einen weiteren provisorischen Wertstoffhof zusammen mit dem Landratsamt einrichten. Was die Müllabfuhr angeht, kann ich sagen, dass die im Abfuhrkalender aufgeführten Termine eingehalten werden. Es kann zwar sein, dass die Tonnen später geleert werden, aber die Tage bleiben gleich.

Kommen wir noch einmal auf die 900 Menschen zurück, die de facto vom Ort abgeschnitten sind. Wie sehen die Lösungen für dieses Dilemma aus?

Wie bereits gesagt, ist am Bahnübergang eine Querung mit dem Auto ausgeschlossen, lediglich für Fußgänger ist bei geöffneter Schranke eine Querung möglich. Daneben haben wir ja die reguläre Fußgängerquerung an der Haltestelle Schlossstadion, die natürlich auch weiterhin genutzt wird. Zudem wird es eine Fußgängerbrücke zwischen dem Bahnhof und der ehemaligen Asyl-Gemeinschaftsunterkunft geben, allerdings ist diese nicht für mobilitätseingeschränkte Menschen geeignet. Diese Menschen müssen dann die Schienen beim Bahnübergang überqueren, wenn die Schranken oben sind – allerdings wird es hier immer wieder Wartezeiten geben.

Wartezeiten werden wohl auch die Schüler betreffen, die die Gemeinschaftsschule besuchen. Warten die Schüler wirklich, bis die Schranken oben sind oder nehmen sie immer die weiter entfernte Fußgängerquerung am Schlossstadion?

Es kommen viele Schüler von auswärts mit dem Zug, die in unsere Gemeinschaftsschule gehen. Es kann schon sein, dass sich da nicht alle an die Regeln halten. Deshalb ist es wichtig, dass die Bahn zumindest anfangs Sicherheitspersonal stellt.

Wir werden daneben unseren Ortspolizisten verstärkt einsetzen. Allerdings muss man deutlich sagen, dass es hier einfach keine 100-prozentige Sicherheit gibt. Es wird immer mal vorkommen, dass einer rüber huscht. Aber ich denke, dass wir für die Fußgänger im Rahmen der Möglichkeiten das Optimum rausgeholt haben.

Was kann Gondelsheim daneben für die Berufspendler tun, die auf das Auto angewiesen sind?

Wir werden von April bis Oktober etwa 120 bis 130 Pkw-Stellplätze auf der Westseite beim Altenwingertweg einrichten. Geplant sind daneben noch 40 Fahrrad-Stellplätze. Pro Haushalt ist ein Pkw-Stellplatz frei, wer weitere Stellplätze gemeldet hat, muss dafür eine Gebühr bezahlen. Wir haben hierfür auch Fläche dazu gepachtet. Diese temporäre Maßnahme kostet rund 100.000 Euro. Das ist ein Service, den die Gemeinde ihren Bürgerinnen und Bürgern gerne zur Verfügung stellt. Wir sind aktuell in intensiven Gesprächen mit der Bahn, damit die sich an den Kosten beteiligt.

Besteht eine Möglichkeit, die geplagte Gondelsheimer Bevölkerung zumindest ein kleines bisschen zu „entschädigen“?

Wir werden als Dankeschön für die Bevölkerung mitten in der Zeit der Einschränkungen ein West-Ost-Fest feiern. Am 18. Juli wird ein Foodtruck auf dem Rathausplatz stehen und der Musiker Cris Cosmo wird auftreten. Am 19. Juli wird der Foodtruck auf dem Kirchplatz stehen und hier wird dann die Big Band des Landkreises Karlsruhe spielen.

Gibt es denn eine Erkenntnis, die sich für Gondelsheim aus dieser ganzen Sache ziehen lässt?

Die gibt es in der Tat, denn nach diesem Fiasko ist hoffentlich allen klar: Der Bahnübergang in Gondelsheim muss schnellstmöglich weg. Wir fordern, dass endlich eine Unterführung für den Pkw- und LKW-Verkehr beim Bahnhof auf der Westseite der Gleise kommt, die dann auf der Ostseite entlang des Schlossparks geht und letztlich auf die K3506 zurückführt. Darüber ist man sich in allen Gremien klar, auch die Planung ist längst klar. Baubeginn dieser Maßnahme muss 2022 oder spätestens 2023 sein. An der Stelle des jetzigen Bahnübergangs soll dann eine Fußgänger-Unterführung gebaut werden.

Sanierung der Schnellbahnstrecke – Auswirkungen für Gondelsheim/Bretten

Der Postweg wird keine Umleitung

Aufgrund der Sanierung der Schnellbahnstrecke zwischen Stuttgart und Mannheim werden die Bahnübergänge voraussichtlich von April 2020 bis Oktober 2020 geschlossen sein. Diese Baumaßnahme der Deutschen Bahn stellt die betroffenen Kommunen vor große Herausforderungen und bringt für die Einwohner, Pendler und Besucher erhebliche Einschränkungen mit sich.

Vor Kurzem trafen sich Vertreter des Landratsamtes Karlsruhe, der Gemeinde Gondelsheim und der Stadt Bretten, um die Auswirkungen dieser Baumaßnahme für die einzelnen Kommunen und deren Bürgerinnen und Bürger auszuloten. Neben der Abtrennung der betroffenen Ortschaften entlang der Bahnlinie aufgrund der dauerhaften Schließung der Bahnübergänge während der Baumaßnahme stand die Thematik des Fahrzeug-, Rad- und Fußgängerverkehrs im besonderen Fokus der Beratungen.

„Ein wesentlicher Kernpunkt der Beratungen war die Prüfung, ob die alte Ortsverbindungsstraße zwischen Gondelsheim und Diedelsheim für die Zeit der Sperrung als offizielle Umleitung reaktiviert werden kann. Dadurch könnte man den Bürgerinnen und Bürger aus Gondelsheim und Bretten zumindest eine weitere Option eröffnen“, erklärte Bürgermeister Markus Rupp. Nach eingehender Prüfung wurde diese Option jedoch verworfen. „Aufgrund des schlechten Ausbauzustandes, der fehlenden Ausweichflächen entlang dieses Wirtschaftsweges und des intensiven landwirtschaftlichen Verkehrs ist es nicht möglich, diesen für den allgemeinen Fahrzeugverkehr freizugeben“, erläuterte der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff.

Wichtig ist dem Gremium außerdem gewesen, die Interessen des Fahrzeugverkehrs an möglichst kurzen Umwegen und die Bedürfnisse des landwirtschaftlichen Verkehrs sowie der Radfahrer und Fußgänger, die diesen Wirtschaftsweg bereits heute nutzen, gegeneinander abzuwiegen. Auch eine Einbahnregelung als mögliche Alternative erscheint auf Grund der vorhandenen Gegebenheiten nicht möglich. 

Der Gemeindevollzugsdienst der beiden Kommunen wird insbesondere zu Beginn der Baumaßnahme das bereits jetzt bestehende Befahrungsverbot des Wirtschaftsweges überwachen. „Anfangs werden wir die Fahrzeugführer auf ihr Fehlverhalten hinweisen und auf die offiziellen Umleitungsstrecken verweisen. Die Fahrzeugführer müssen jedoch damit rechnen, dass insbesondere beharrliche Verstöße auch zur Anzeige gebracht werden können“, führt der Brettener Ordnungsamtsleiter Simon Bolg aus.

Polonaise mit Rittern, Piraten, Prinzessinnen und Cowboys

„Ramba Zamba“ in der Gondelsheimer Saalbachhalle mit mehreren Hundert Kindern

Höhepunkt war Zaubergala von „Mister Black“

Unterstützung für das „Festival der guten Taten“

Quelle: BNN – Brettener Nachrichten vom 03.02.2020 von Arnd Waidelich

Wenn die Gondelsheimer Saalbachhalle sich in ein Meer von Elfen, Rittern, Piraten, Engeln, Prinzessinnen und Cowboys und all den anderen völlig zeitlosen Klassikern verwandelt, dann ist „Ramba Zamba“.

Das „Durcheinander und ausgelassene Treiben“, wie das Wort in Wikipedia definiert wird, wurde in Gondelsheim mittlerweile zum siebten Mal von Uli Lange organisiert und ist Bestandteil des von ihm ins Leben gerufenen „Festivals der guten Taten“. Auch dieses Mal dürfte sich der Impressario über eine erkleckliche Summe freuen, die er für einen guten Zweck spenden kann.

Die Grundvoraussetzung dafür war mehr als gegeben. „Die Saalbachhalle ist wieder einmal proppenvoll“, beschrieb Bürgermeister Markus Rupp bei seiner Eröffnungsrede das wilde Treiben, als sich eine schier unendliche Polonaise um ihn und Uli Lange herumwand. Mit 550 Plätzen hatte der Mitveranstalter TV Gondelsheim die Saalbachhalle bestuhlt, diese reichten bei weitem nicht aus. Allein vor der Bühne drängten sich auf Turnbänken weitere 150 neugierige Kinder, die dem Geschehen dort oben am nächsten sein wollten.

„Dort oben“ folgte bis gegen 18 Uhr ein kindlicher Höhepunkt nach dem nächsten. Den Anfang machte der „Magic-Kalle“, der die Kinder zu einer Polonaise anstiftete, an die Mister Kunterbunt mit einer Spiele-Show anschloss. Die beiden wechselten sich im Lauf des Nachmittags immer wieder ab. Hatten sich bei Letzterem eine stattliche Anzahl von Kindern auf der Bühne versammelt, so kam so richtig Bewegung erst mit dem Auftritt der Kindergardetanzgruppe „Eulenküken“ der Karnevalsgesellschaft Fidelio Karlsruhe. Bewundernswert wie artistisch die zwischen sechs und zehn Jahre alten Gardisten ihre Tänze absolvierten, die zweimal im Programm standen.

Der Höhepunkt war aber ohne Zweifel wieder einmal die Zaubergala von „Mister Black“ und seiner Ursula. Ganz große Augen machten nicht nur die kleinen Fastnachter bei der Illusionsshow, bei der „Mister Black“ Tauben aus dem Hut zauberte und Hasen verschwinden ließ, sondern auch die Astronauten, Indianer, Ritter und Cowboys, in die sich die allermeisten Eltern verwandelt hatten. Nadine Wolf genoss das Spektakel mit der ganzen Familie.

Als Blumenelfe ging sie im Outfit mutig voran als Vorbild für Gatte und Cowboy Heiko und die beiden Kinder Jonas (Pirat) und Leonie (Elfe).

Schirmherr Markus Rupp freute sich wohl mit am meisten über das gelungene Event und „die tolle Zusammenarbeit mit meinem Freund Uli Lange und natürlich dem TV Gondelsheim“. Manfred Boos, Vorsitzender des TV Gondelsheim, gab das Kompliment zurück. Die Beteiligung des TV empfand er als Selbstverständlichkeit umso mehr, als von dem Erlös nicht nur die „Aktion Mensch“, sondern auch sein Verein profitierte. Wer keine Gelegenheit hatte, den Gondelsheimer „Ramba Zamba“ zu besuchen oder dem es gar so gut gefallen hat, dass er eine Wiederholung will, der hat dazu am 25. Februar ab 14.44 Uhr in der Oberderdinger Aschingerhalle eine weitere Chance.

Neues vom Jugendtreff Bounty Baröffnung

Nicht selten steckt die Liebe ja im Detail. So auch in unserer zur Baröffnung angebotenen Süßspeise – oder genauer: den Cupcakes Winterapfel. Über drei Stunden dauerte es, bis dieses Gebäck aus einem Apfel-Mehl-Milch-Butterteig gezaubert war und noch mal zwölf Stunden sind hinzuzuzählen, während denen die später verarbeitete Milch sich voll des Aromas der in ihr schwimmenden Früchtetees hingab. Frische Schlagsahne und in Honig geröstete Pistazienkerne gaben dem dieser Köstlichkeit dann noch den rechten Pfiff.

»Belohnt« für all die Vorbereitungsmühen wurden wir mit dem vielleicht vollsten Teentreff aller Zeiten. Über 40 Besucher stürmten unseren Jugendtreff, trampelten die Treppen zur Bar hoch, lärmten und bestellten, als gelte es das Leben:

»Tok, tok, tok«, trommelt ein Kugelschreiber im ungeduldigen Stakkato. „Ich will einen Cupcake!“, grölt die dazugehörige Stimme. – „Ich eine heiße Schokolade!“, schrillt eine andere. – „Ich auch – und mit Sahne!“ – „Hallo, ich will bestellen!“ – „Wo bleibt mein Cupcake?!“ – „Haaalo! Wann kommst du?!“ – „Weißt du was? Ich hab heute in Mathe eine Eins geschrieben!“ – „Kannst du mich rufen, wenn’s fertig ist?“ – „Heee! Wann bin ich dran?“ – „Komm’ endlich!“ – „Haaalt! Ich war zuerst!“ – „Ist meine Schokolade schon fertig?!“ – „Du-hu, hast du überhaupt schon meine Fingernägel gesehen? Schau mal, wie die leuchten. Jetzt guck’ doch!“ – „Ich warte immer noch auf meinen CUPCAKE!“, grollt da die erste Stimme. »Tok, tok, tok«, trommelt der Kugelschreiber dazu. „Sag mal, nervt dich das eigentlich?“

Dies nur ein kleiner, aus dem Gedächtnis rekonstruierter Ausschnitt von gerade einmal einer Minute (!) Barbetrieb. Stellen Sie sich vor: So ging es zwei Stunden lang!

Und ja, der trommelnde Kugelschreiber nervte dann doch irgendwie. Glücklicherweise begann schließlich der wesentlich gemächlichere Abendtreff. Zum Ende des Tages aber waren wir restlos ausverkauft.

Terminvorschau:

  • Montag, 10. Februar: Schoko-Werkstatt.
  • Sonntag, 16. Februar: Drittes SPD + Bounty Tischtennis-Turnier.
  • Freitag, 06. März: BAR-Öffnung: Süßspeise und Heißgetränke.
  • Sonntag, 08. März: Ausflug in die Experimenta Heilbronn.

Euer AWO-Jugendtreff-Team (Matthias und Michael Klebon, Andrea Mergel, Diana Gattung)

Aus der Kreistagssitzung am 30. Januar 2020

Tarifreform soll ÖPNV attraktiver machen

Kreistag stellt 365–Euro-Ticket zurück -Ausschreibungen für Buslinienbündel sollen Fahrradmitnahme ermöglichen

Der Kreistag ist sich einig, dass die Tarifstruktur des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) weiterentwickelt werden muss, um den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen. Das bezieht sich nach Auffassung des Gremiums, das am 30. Januar in Oberderdingen-Flehingen tagte sowohl auf eine Reform des bisher gültigen Wabensystems, als auch eine finanzielle Entlastung der Fahrgäste. Insofern bekräftigte der Kreistag einstimmig eine frühere Beschlussfassung des Verwaltungsausschusses und fordert die Landkreisverwaltung und den KVV auf, schnellstmöglich entsprechende Vorschläge vorzulegen. Keine Einigkeit bestand dagegen für eine sofortige Einführung eines 365-Euro-Tickets. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion fand keine Mehrheit.

Zuvor hatte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel über die derzeitigen Überlegungen des KVV zur Einführung eines innovativen „Home-Zone Tarifs“ berichtet und insbesondere die finanziellen Folgen aufgezeigt, die ein 365-Euro-Ticket sowohl für den Landkreis als auch für die Städte und Gemeinden nach sich ziehen würde. „Der billigste Tarif nützt nichts, wenn das Angebot nicht stimmt“, sagte der Landrat und verwies auf die enormen finanziellen Aufwendungen, die schon jetzt auf den Landkreis und seine Kommunen zukommen – derzeit 32 Millionen pro Jahr mit steigender Tendenz. Die Einführung des 365-Euro-Tickets würde einen Einnahmeausfall von sechs Millionen Euro bedeuten, der finanziert werden muss. Der Landrat bezweifelte auch, ob es als gerecht empfunden werden würde, wenn unabhängig von den individuellen unterschiedlichen Fahrstrecken der gleiche Preis bezahlt werden muss und wies darauf hin, dass bei diesem Tarifmodell das Thema der Verbundüberlappung außen vor bleibt – im Gegensatz zum Home-Zone-Modell, wo man sich mit den nördlichen Verbundpartnern bereits einig weiß. Um Aufschluss über die Fördermöglichkeiten zu erhalten beauftragte der Kreistag mit entsprechenden Prüfungen und stellte eine erneute Beratung eines 365-Euro-Tickets zurück, bis konkrete Aussagen über die finanziellen Auswirkungen der „Homezone“ einschließlich der evtl. Entlastung der ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer vorliegen. Gleichzeitig sicherte der Kreistag den Städten und Gemeinden zu, sie im Vorfeld einer Beschlussfassung über eine Tarifreform, die zugleich erhebliche finanziellen Auswirkungen für die Städte und Gemeinden mit sich bringen würde, anzuhören und das weitere Vorgehen abzustimmen.

Zur weiteren Attraktivitätssteigerung des ÖPNV beauftragte der Kreistag die Verwaltung, künftige Ausschreibungen für Buslinienbündel so auszugestalten, dass eine Fahrradmitnahme verpflichtend ist.

Für freizugebende Abfälle aus den beiden früheren kerntechnischen Anlagen im Landkreis werden Entsorgungsmöglichkeiten gesucht

Noch keine Lösung gibt es für die Abbruchabfälle aus den sich im Rückbau befindlichen Anlagen der Kerntechnischen Entsorgung Karlsruhe GmbH im ehemaligen Kernforschungszentrum in Eggenstein-Leopoldshafen und des Kernkraftwerks in Philippsburg, die aufgrund ihrer geringen Strahlenbelastung zwar nicht uneingeschränkt wiederverwertet werden können, aber vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg für eine Ablagerung auf einer Restabfalldeponie freigegeben werden können. Dafür soll nun der Landkreis sorgen.

Gerechnet wird während des Rückbaus der beiden kerntechnischen Anlagen mit insgesamt rund 65.000 Tonnen – überwiegend Betonabfälle und in einem Zeitraum von 20 bis 25 Jahren. Bei der Kerntechnischen Entsorgung Karlsruhe GmbH stehen bereits Abfälle zur Entsorgung an. Die EnBW hat aus dem Rückbau von Block 1 des Kernkraftwerks in Philippsburg für 2020 eine erste Charge angekündigt. Eine dauerhafte Lagerung der Abfälle vor Ort schließen beide Unternehmen aus.

In Anbetracht der fehlenden Deponiekapazitäten hat der Landkreis alles ihm Mögliche unternommen, um die Entsorgung der Abbruchabfälle sicherzustellen. Über eine eigene Restabfalldeponie verfügt der Landkreis, im Einklang mit der seinerzeitigen Deponiekonzeption für Baden-Württemberg, seit Mitte 2005 nicht mehr. Die Entsorgung der Abfälle im Rahmen der mit dem Enzkreis bestehenden Vereinbarung auf dessen Deponie Hamberg ist rechtlich umstritten und im Hinblick auf die begrenzten Kapazitäten nicht nachhaltig und daher keine dauerhafte Lösung. Eine Anfrage bei anderen Deponiebetreibern in Baden-Württemberg war ergebnislos verlaufen, weshalb die Machbarkeit einer externen Interimslagerung geprüft wurde.

Bei einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung hatte nur die Betreiberfirma einer ehemaligen Kaligrube in Sachsen-Anhalt ihr Interesse bekundet, nachdem die seit November 2018 geltende Strahlenschutzverordnung eine Freigabe der Abfälle im Einzelfall für eine Verwertung untertage im Wege des Bergversatzes als weitere Option zur Ablagerung auf einer Deponie ausdrücklich zulässt. Diesen Weg hält das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg allerdings ebenso wenig für den Landkreis für gangbar wie eine externe Interimslagerung und präferiert weiter eine Entsorgung der Abfälle in Baden-Württemberg.

Der Kreistag beauftragte in seiner Sitzung vom 30. Januar auf Grundlage eines Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen dennoch die Verwaltung, die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH und die EnBW über das Angebot der Betreiberfirma der ehemaligen Kaligrube zu informieren und aufzufordern, diesen Entsorgungsweg zu prüfen, nachdem Alternativen in Baden-Württemberg fehlen. Weiterhin sollen die Gespräche mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg weitergeführt werden. Eine externe Interimslagerung der Abfälle soll dagegen nicht weiterverfolgt werden.

Klimaschutz im Landkreis Karlsruhe

Kreistag schreibt Klimaschutzkonzept fort und ermuntert Städte und Gemeinden abgestimmte Konzepte zu entwickeln

Klimaschutz wird im Landkreis Karlsruhe schon seit geraumer Zeit großgeschrieben. Die Gründung der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe geht auf das Jahr 2009 zurück. 2014 hat der Kreistag die Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes beschlossen, das unter dem Slogan „zeozweifrei“ das Ziel verfolgt, bis zum Jahr 2050 die Hälfte des derzeitigen Energieverbrauches im Landkreis Karlsruhe einzusparen und die andere Hälfte ohne CO2-Emmissionen zu decken. Über den aktuellen Stand der Umsetzung wurde dem Kreistag in seiner jüngsten Sitzung am 30. Januar berichtet.

„Bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes kommt den 32 Stäten und Gemeinden die zentrale Rolle zu“, sagte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Deshalb waren die ersten konkreten Maßnahmen ein Solar- und Wärmekataster und die Erstellung von CO2-Bilanzen für jede Kommune. Beraten werden sie neutral und unabhängig von der Umwelt- und Energieagentur, die wiederum auf die Instrumente des European Energy-Awards und des selbst entwickelten Energieplans zurückgreift. 27 Quartierskonzepte mit innovativen Nahwärmenetzen, 15 energetische Stadtsanierungen und fünf Modellprojekte wurden landkreisweit bereits umgesetzt, wofür Fördergelder in Höhe von 19 Mio EUR erwirkt werden konnten. 48 E-Carsharing-Stationen wurden in 14 Kommunen eingerichtet. Ein Schwerpunkt wird auf die Umweltbildung gelegt. So geht die Umwelt- und Energieagentur seit 2009 regelmäßig an Schulen, wie Geschäftsführerin Birgit Schwegle ausführte.

Kommunale Aktivitäten werden darüber hinaus mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und Kommunikationsmittel zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Bundesprogramms 50 Kommunale Klimapartnerschaften bringt sich der Landkreis auch auf internationaler Ebene ein und hat mit dem Bekenntnis zur Agenda 2030 und den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen eine Vorreiterrolle eingenommen.

Um die Anstrengungen zu verstärken beschloss der Kreistag mit 5 Gegenstimmen, das Klimaschutzkonzept „zeozweifrei“ fortzuschreiben und auf bis dato ungenutzte Potenziale wie z.B. Abwärme aus der Industrie, die Erschließung weiterer Solarthermiefreiflächen – auch durch Überdachung von Parkplätzen an den Landkreisschulen – und Bindung von CO2 im Erdreich auszudehnen.

Ein konkretes Projekt ist auch „trink fair“, welches Schülerinnen und Schülern der Landkreisschulen ermöglicht, während der Schulzeit Trinkwasser aus Wasserspendern zu nutzen. Unterstützt wird dieses Projekt von allen Stadtwerken im Landkreis sowie der EnBW. Ziel der Klimaschutzstrategie soll sein, in allen 32 Städten und Gemeinden eine ortsspezifische Klimaschutzstrategie auszuarbeiten, auch wird den Kommunen empfohlen, sich den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen anzuschließen und vor Ort konkrete Maßnahmen zu entwickeln.

Berufliches Bildungszentrum Ettlingen

Kreistag optimiert Planung des zweiten Bauabschnittes

Nachdem im Juli 2019 in einem ersten Bauabschnitt der Ergänzungsneubau der Wilhelm-Röpke-Schule in Betrieb genommen wurde, steht in einem zweiten Bauabschnitt nun der Neubau der Albert-Einstein-Schule mit Cafeteria an. In seiner jüngsten Sitzung vom 30. Januar beschloss der Kreistag Modifizierungen an der Planung: Zu Gunsten besserer Belichtung erhalten die drei Baukörper anstatt eines zweiten Untergeschosses jeweils ein drittes Obergeschoss, die Gebäude werden untereinander durch schmale Brücken verbunden, was kürzere Wege bedeutet und gleichzeitig zwei Treppenhäuser und zwei Aufzüge einspart und durch eine Verstärkung der Geschossdecken kann in den Atrien und Innenräumen größtenteils auf Stützen verzichtet werden. Durch die modifizierte Planung wird eine noch größere Flexibilität im Hinblick auf künftige Schulentwicklungen und Lernumgebungen erreicht. Die Mehrkosten betragen rund 3,6 Mio EUR, wobei die Raumfläche aber um rund 1.000 m² größer wird und verminderte Betriebskosten anfallen. Mit Gesamtkosten von rund 56 Mio EUR wird kalkuliert, wobei die grundsätzliche Förderfähigkeit bereits bescheinigt wurde. Noch im Januar soll die Bauvoranfrage bei der Stadt Ettlingen gestellt und der Entwurf im ersten Halbjahr fertiggestellt werden so dass der Kreistag im November den Baubeschluss fassen könnte.

Herzlichst

Ihr

Markus Rupp, Bürgermeister