Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Die Party ihres Lebens
Die Dankesfeier für alle HelferInnen der Hochwasserkatastrophe wird als unvergessliches Gondelsheimer Vierfach-Festival in die Geschichte eingehen
Von Stephan Gilliar (Hügelhelden)
Was für ein unglaublicher Abend, was für ein Fest. Das Gondelsheimer Schlossstadion, ein einziges pulsierendes, buntes Festivalgelände, das so gar gar nicht in die eigentlich kleine und beschauliche Kulisse der 4000 Seelen-Gemeinde passen will. Laut und wild ergießen sich die vibrierenden Klänge von nicht weniger als vier hochkarätigen Bands über das Rot der Aschenbahn, das Grün des Rasens und von dort aus über ganz Gondelsheim. Weiß und herb breitet sich der Rauch der Nebelkanonen von der hell erleuchteten Bühne über das Publikum aus, transportiert die zuckenden und fröhlichen Lichter über die Köpfe der Menge hinweg. Elektrisiert wogt die Menge der rund 2000 BesucherInnen unter den Rhythmen und den hämmernden Bässen aus der Batterie schwerer Boxen, die wie schwarze Trauben unter dem Dach der riesigen Bühne hängen. Sogar der eigentlich frühlingshaft grüne Wald erstrahlt zu vorgerückter Stunde unter dem Licht unzähliger Scheinwerfer herbstlich rot-gold.
Gondelsheim hat schon oft, herzlich und laut gefeiert, aber das hier ist neu, das hier gab es noch nie und das wird es vermutlich auch lange Zeit nicht mehr geben. Wer dabei war, kann sich glücklich schätzen, wer es verpasst hat, dürfte bei diesen Bildern ein paar dicke Tränen weinen. Doch wie kam es dazu, wie konnte das kleine Gondelsheim zum Austragungsort eines schon jetzt gesetzt-fettesten und buntesten Festivals des jungen Sommers werden? Nun, der Ausgangspunkt dafür ist weit weniger schöner Natur. Im August des vergangenen Jahres erschütterte ein Hochwasser die Region. Teile von Bretten und Bruchsal, insbesondere aber Gondelsheim und Heidelsheim wurden innerhalb kürzester Zeit von mehreren Seiten vom Wasser überrascht, überflutet und verwüstet. Viele Menschen verloren Heim, Hab und Gut, die Schäden gingen in die Millionen. Wie durch ein Wunder jedoch, gab es keine Schwerverletzten und auch keine Todesopfer zu beklagen – wer sich die Bilder der Katastrophe vor Augen ruft, kann hier mit Fug und Recht von einem Wunder sprechen.
Die Aufräumarbeiten und auch die politische Aufarbeitung der Katastrophe dauerten Wochen und Monate, hallen teilweise bis heute nach. Bemerkenswert und hervorzuheben war die Welle nach der Welle – die Welle uneingeschränkter Solidarität der Menschen in und um Gondelsheim. Man half einander, unbürokratisch, schnell und selbstlos – Nachbarn für Nachbarn, aber auch Fremde für Fremde. Muskelkraft, Zuspruch, Sachspenden, finanzielle Hilfen, wer sich all die kleinen und großen aber allesamt großartigen Geschichten aus dieser Zeit vor Augen führt, der kann Teile des verloren geglaubten Vertrauens in die Menschheit wiederfinden. Die Gemeinde Gondelsheim wollte dieses zwischenmenschliche Gold würdigen, das stand von Anfang an fest. Dass dieses Dankeschön aber so derart opulent ausfällt, das war am Ende dann aber doch überwältigend und nur dem Zusammenspiel aus vielen, vielen engagierten Akteuren zu verdanken.
Da wären die Sponsoren, die die Durchführung des Festivals mit teilweise hohen Summen unterstützten: Der Tierfutterproduzent Deuerer beispielsweise, die Sparkasse Kraichgau, Dill und Hauf, die Bäckerei Thollembeek und viele mehr. Uli Lange mit seinem “Festival der guten Taten”, Moderator Thomas Brockmann, der an diesem Abend ehrenamtlich moderierte und natürlich vier herausragende Bands aus der Region, die man normalerweise nicht im selben Atemzug und am selben Abend zu sehen und hören bekommt: Sudden Inspiration, neun.live, Elfriede’s Journey und 7DICE.. Sie alle spulten auf der Bühne ein Programm der Superlative ab, frenetisch gefeiert von tausenden Zuschauern, bis in die Nacht hinein ohne müde zu werden.



Für alle Helferinnen und Helfer der Flutkatastrophe gab es an diesem besonderen Abend als Dankeschön nicht nur den (wie für alle anderen auch) kostenlosen Eintritt, sondern zudem kostenlose Verpflegung. Kühle Getränke oder kross gebratene Steaks und Würste vom Grill – die Nachfrage war riesengroß, der Andrang und die Schlange an der Essensausgabe riss zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise ab. Hier kann man nur demütig den Hut vor den vielen ehrenamtlichen, freiwilligen Helferinnen und Helfern ziehen. Stundenlang schufteten sie im Halbschatten an den glühenden Grills, sorgten bis zur Erschöpfung dafür, dass jeder noch so hungrige Topf den passenden Deckel fand. Danke dafür.
Auch wenn am Tag danach viele Menschen vor und hinter den Kulissen des gigantischen Festivals der Muskelkater plagen dürfte, so dürfte doch auf sie alle zutreffen: Groggy aber glücklich. Wenn gute Geister feiern, dann darf man einen Tag lang aus den vollen schöpfen, klotzen und nicht kleckern. “Es war ein in mehrfacher Hinsicht historisches Fest” Zeigt sich Bürgermeister Markus Rupp ebenso erschöpft, aber rundum glücklich. Was sein Gondelsheim da auf die Beine gestellt hat, darauf darf er auch zurecht stolz sein. Bleibt zu hoffen, dass es vielleicht irgendwann wieder ein rauschendes Fest wie dieses geben darf, niemals wieder aber den Anlass, der diesem Abend zu Grunde lag.
Bigband des Landratsamts hat 9.000 Euro erspielt
Erlös des Hochwasser-Benefizkonzertes kommt Gondelsheim, Bruchsal sowie dem Deutschen Roten Kreuz zu
Vor Beginn der Kreistagssitzung, die am 8. Mai in der Aschingerhalle Oberderdingen stattfand, übergab Landrat Dr. Christoph Schnaudigel den Erlös des Benefizkonzertes, das die BigBand des Landratsamtes Karlsruhe Ende März anlässlich des Starkregenereignisses vom 13. August letzten Jahres gegeben hatte. Dieses hatte weite Teile Gondelsheims und die Bruchsaler Stadtteile Heidelsheim und Helmsheim sowie die Kernstadt überflutet und zu großen Schäden geführt.
Bildtext (v.l.n.r.): Landrat Dr. Christoph Schnaudigel überreichte als Erlös des Hochwasser-Benefizkonzertes der BigBand des Landratsamtes Karlsruhe 9.000 Euro.
„Dass bei dieser Katastrophe keine Menschen verletzt oder gar umgekommen sind grenzt an ein Wunder und war auch dem entschlossenen und unermüdlichen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren, Hilfs- und Rettungsorganisationen zu verdanken“, sagte der Landrat. Für Unverständnis habe gesorgt, dass das Land Baden-Württemberg nicht wie an anderer Stelle zuvor Landeshilfen zur Verfügung stellen wollte, obwohl der Kreistag die Landesregierung dazu aufgefordert und darüber hinaus appelliert hatte, die Richtlinien für zukünftige Fälle zu überarbeiten. Deshalb bleiben Schäden in Millionenhöhe ungedeckt. Durch die Organisation eines Benefizkonzert mit der BigBand des Landratsamtes Karlsruhe wollte man auf Kreisebene einen Beitrag leisten, um Spenden einzuwerben und das große Engagement der Helferinnen und Helfer zu würdigen. „Es ging um ein Zeichen der Solidarität“, so Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Besonders gefreut hatte es ihn, dass die Firma dlp-motive GmbH aus Walzbachtal die Beleuchtungstechnik unentgeltlich zur Verfügung gestellt und die Firma extrem sound & light die Tontechnik um ein Drittel günstiger abgerechnet hatte. Stellvertretend dankte er den dlp-motive-Geschäftsführern Torsten Hagedorn und Mark Liese für diese großzügige Unterstützung. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel rundete aus seinen Verfügungsmitteln noch auf, so dass er zusammen mit Bandleader Marco Vincenzi und Sänger Stefan Keller insgesamt 9.000 Euro an Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, Bürgermeister Markus Rupp und den DRK-Ortsvereinsvorsitzenden Claus Steinbach überreichen konnte.
Dank von Bürgermeister Markus Rupp in der Kreistagssitzung am 8. Mai 2025 für die Spende – namens der Gemeinde Gondelsheim uns der Stadt Bruchsal
„Sehr geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
es ist traurig, dass das, was sich Mitte August 2024 in Gondelsheim und in den Bruchsaler Stadtteilen Heidelsheim und Helmsheim ereignete, zu den 10 Prozent der schlimmsten Starkregenereignisse gehört, die der Deutsche Wetterdienst seit 2001 erfasst hat. Das hat Spuren der Verwüstung hinterlassen. Zwangsläufig.
Es ist traurig, dass trotz dieser Unwetterkatastrophe beinahe biblischen Ausmaßes, das Land Baden-Württemberg keine Landeshilfen für Gondelsheim und Bruchsal freigegeben hat. Das hat Spuren der Enttäuschung, des Unverständnisses und der Wut bei unseren Bürgerinnen und Bürgern in Gondelsheim und bei mir hinterlassen. In Zeiten, in den die Kommunalfinanzen eh vor dem Kollabieren sind, ist es eine Sisyphos-Arbeit den „Laden trotzdem am Laufen“ zu halten.
Aber nun zum Positiven: Umso mehr freue ich mich auf das große Fest am Samstag um 18 Uhr in unserem Schlossstadion – für all diejenigen, die der Gemeinde Gondelsheim und ihren Einwohnern am 13. August 2024 und den Tagen danach wirklich geholfen haben, ohne die vieles nicht so gut in der Not gelaufen wäre.
Dazu gehört natürlich die ganze Blaulicht-Familie. Den Vorsitzenden unseres DRK-OV habe ich deshalb stellvertretend und aus gutem Grund – wie wir gehört haben -heute mitgebracht.
Und es gilt abschließend Danke zu sagen: Der 28. März 2025 in Gondelsheim war ein besonderer Abend. Nicht nur wegen des musikalisch fulminanten Auftritts der BigBand des Landratsamts. Sondern auch, weil Sie Herr Landrat diesen Abend als Benefizkonzert für die Betroffenen der Katastrophe ermöglicht haben. Und erquickliche Spenden der Besucher für unsere Kommunen Bruchsal und Gondelsheim sowie für unseren DRK-Ortsverein zusammengekommen sind. Dafür sage ich von Herzen für unsere beiden Kommunen Danke!!!“
Vom 29. Juni – 19. Juli
Stadtradeln 2025: Gemeinsam für ein besseres Klima in Gondelsheim
Auch in diesem Jahr beteiligt sich Gondelsheim wieder am STADTRADELN, der bundesweiten Aktion für mehr Klimaschutz, mehr Lebensqualität und mehr Radverkehr.
Vom 29. Juni 2025 bis 19. Juli 2025 sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, kräftig in die Pedale zu treten und möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen – egal ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder in der Freizeit.
Das Ziel der Kampagne ist es, möglichst viele Menschen für das Fahrradfahren im Alltag zu begeistern und dadurch aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Jeder mit dem Rad zurückgelegte Kilometer spart CO₂ ein, entlastet den Verkehr und macht unsere Kommune lebenswerter. Darüber hinaus werden die gesammelten Daten anonymisiert ausgewertet, um die Radinfrastruktur gezielt verbessern zu können.
Die guten Ergebnisse der letzten Jahre in denen etliche Fahrradfahrer Kilometer um Kilometer für den Klimaschutz zurückgelegt haben, gilt es in diesem Jahr zu verbessern. Hierzu benötigen wir aber viele fleißige Radler um so viele Kilometer wie möglich zu sammeln.
Alle Gondelsheimer können sich alleine oder im Team von Vereinen, Firmen, Schulklassen oder im Freundeskreis ganz einfach auf www.stadtradeln.de oder in der Stadtradeln-App registrieren und vom 29.06. – 19.07.2025 Ihre gesammelten Fahrradkilometer melden oder die Kilometer über die Stadtradeln-App tracken.
Wie gewohnt, setzt Herr Bürgermeister Rupp für die Siegerteams wieder Preise aus.
Tun Sie unserer Natur etwas Gutes und sammeln Sie in diesen 3 Wochen viele Kilometer für den Klimaschutz!
Je mehr Menschen teilnehmen, desto deutlicher wird das Signal an die Politik und Verwaltung, Radverkehr stärker zu fördern. Also: Sattel dein Fahrrad und sei dabei – für deine Gesundheit, für deine Gemeinde und für unser Klima!
Die Gemeinde Gondelsheim freut sich über jeden Teilnehmer!
Aus der Kreistagssitzung vom 8. Mai 2025
„Wir können gar nicht so viel sparen wie andere unser Geld ausgeben“
Der Landkreis Karlsruhe priorisiert Projekte als Sparmaßnahme für den Haushalt
Die angespannte Haushaltslage stand im Fokus der Kreistagssitzung, die am Donnerstag, 8. Mai, in der Aschingerhalle in Oberderdingen stattfand. Vor dem Hintergrund des vorläufigen Jahresergebnisses 2024, das durch eine weitere Verschlechterung gegenüber der Planung gekennzeichnet ist, und einer ersten Einschätzung zum Verlauf des Haushaltes 2025 nahm das Gremium eine Neubewertung von eingeplanten Baumaßnahmen und ÖPNV-Leistungen vor. „Der Zug der Kommunalfinanzen fährt ungebremst in den Abgrund, nicht nur bei uns, sondern in allen Landkreisen und Gemeinden. Nicht weil kommunale Projekte aus dem Ruder laufen, sondern vor allem vom Bund beschlossene und nicht refinanzierte Sozialleistungen explodieren. Wenn dann noch Einnahmen wegfallen, ist im wahrsten Sinne Land unter“, trug Landrat Dr. Christoph Schnaudigel vor. Dies schmerze, weil der Landkreis verantwortungsvoll mit dem ihm anvertrauten Geld umginge. Eine Ausgabensteigerung von mehr als 30 Millionen Euro innerhalb eines Jahres durch Einsparungen kompensieren zu können, sei aber schlichtweg unmöglich. „Wir können gar nicht so viel sparen, wie andere unser Geld ausgeben“, kritisierte der Landrat.
Um die Dimensionen zu verdeutlichen, führte er an, dass die jährliche Belastung für das KARLA-Neubauprojekt von sieben Millionen Euro nicht einmal ein Drittel der diesjährigen Mehrausgaben in der Eingliederungshilfe ausmacht und um drei Millionen unterhalb der Summe liegt, die im vergangenen Jahr für die Schulbegleitungen ausgegeben wurden; kommunale Mittel, die aufgewendet werden, um die mangelnde Lehrerausstattung in den Schulen auszugleichen. „Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt das Sparen aufgeben. Dort, wo möglich und sinnvoll, werden Leistungen reduziert und man werde alles daransetzen, die globale Minderausgabe zu erwirtschaften, die man sich vorgenommen habe. Bei der Klausurtagung nach der Sommerpause werde die Verwaltung weitere Vorschläge unterbreiten. Vordergründige Einsparungen zu Lasten der Gemeinden werde man ebenso wenig vornehmen wie bewährte Strukturen zu zerstören, wie zum Beispiel im Sozialbereich oder beim ÖPNV. Deshalb müssen im Kreishaushalt Projekte priorisiert und Investitionen verschoben werden, ohne die Funktionsfähigkeit der Verwaltung und des Landkreises als Ganzen zu gefährden.
Das Gremium entschied konkret, die geplante Sanierung der Werkstätten im Gewerblichen Bildungszentrum Bruchsal auch 2026 nicht vorzunehmen und um mindestens ein weiteres Jahr zu verschieben, ebenso wie die Sanierung der Astrid-Lindgren-Schule in Forst, da für die Ausgestaltung der Ganztagsbetreuung noch konkrete Rahmenbedingungen vom Land Baden-Württemberg fehlen. Um ein Jahr zurückgestellt wird die Sanierung des Erd- und Untergeschosses im Haus A der Handelslehranstalt Bruchsal. Die hierfür vorgesehenen Mittel in Höhe von zwei Millionen Euro werden stattdessen für die Sanierung des Daches und des dritten Obergeschosses verwendet, das durch das jüngste Starkregenereignis in Mitleidenschaft gezogen wurde. Für den Gebäudeteil C in der Orbinstraße soll vor weiteren Investitionen zunächst eine Grundsatzentscheidung getroffen werden, ob eine Veräußerung oder anderweitige Nutzung denkbar sind. Weiter geplant wird dagegen der Neubau der Hardtwaldschule in Linkenheim-Hochstetten. Der Kreistag hatte den Umzug der aktuell auf fünf Standorte verteilten Förderschule in einen Neubau bereits im Januar 2024 beschlossen. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit der Interimslösungen kann das Projekts nicht verschoben werden. Der Neubau wird gemeinsam mit einem Schülerhort und einer Kita auf einem neuen Grundstück in zentraler Lage erfolgen. Die Investitionen im Bereich der Schulen können sich trotzdem sehen lassen: 40 Millionen Euro sind vorgesehen, wovon 23,5 Millionen Euro in das Berufliche Bildungszentrum Ettlingen fließen.
Unter der Prämisse von Einsparungen nahm der Kreistag auch die Kosten des ÖPNV in den Blick. Für den Defizitausgleich hat der Landkreis rund 30 Millionen Euro eingeplant, die 32 Städte und Gemeinden müssen nochmals den gleichen Betrag erbringen. Um den Haushalt zu entlasten wurde beschlossen, zum 1. August 2025 die Eigenanteile für Anruf-Sammel-Taxis auf 4 Euro mit bzw. 6 Euro ohne Fahrkarte zu erhöhen, was die erste Anpassung seit 2012 bedeutet. Außerdem soll die Schülerbeförderungssatzung überarbeitet werden, um mögliche Einsparpotenziale aufzuzeigen. Im Busverkehr werden zukünftig keine neuen Linien eingerichtet, bestehende Verkehre nur bei Kostenneutralität geändert und Probebetriebe eingestellt. Für Schul- und Sonderverkehre wird eine Neukonzeption vorbereitet. Im Schienenverkehr wird die seit 2024 bestehende Reduzierung der Leistungen um drei Prozent beibehalten, was Einsparungen von etwa eine Million Euro jährlich bedeutet. Zudem fordert der Kreis das Land Baden-Württemberg auf, die Verantwortung für die Regionalzüge S1/S11 und S31/S32 in seine eigene Zuständigkeit als Schienenpersonen-Nahverkehrsträger zu übernehmen, was den Kreishaushalt um bis zu 13,4 Millionen Euro entlasten würde. Parallel dazu werden verschiedene Infrastrukturprojekte wie der zweigleisige Ausbau der S4, die Reaktivierungen stillgelegter Strecken sowie der barrierefreie Ausbau erneut auf den Prüfstand gestellt. Künftige Beteiligungen an Projekten der Deutschen Bahn werden ausgeschlossen, die ÖPNV-Finanzierungsrichtlinie für Städte und Gemeinden überprüft. Auch für eine eventuelle Nicht-Weiterfinanzierung des Deutschlandtickets durch Bund und Land hat sich der Kreistag gewappnet: Obwohl die Finanzierung für 2025 durch eine Preisanpassung auf 58 Euro und die nun vorliegende Zusicherung der Landesministerien gesichert scheint, bleibt die Situation ab 2026 ungeklärt. Der Kreistag fordert daher einen landesweiten Tarifanwendungsbefehl, der den vollständigen Ausgleich kommunaler Einnahmeausfälle sicherstellt. Sollte dieser ausbleiben, soll die Verwaltung einen geordneten Ausstieg aus dem Deutschlandticket vorbereiten.
beschließt Eckpunkte zur Neufassung des Abfallwirtschaftskonzepts und zur Gebührenstruktur
Der Kreistag hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 8. Mai, in der Aschingerhalle in Oberderdingen, Eckpunkte zur Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzeptes beschlossen. Außerdem wurden die Einführung einer nicht kostendeckenden Gebühr für Sperrmüllabholungen ab dem Jahr 2026 beschlossen, welche im Rahmen der Gebührenkalkulation umgesetzt werden soll. Eine grundlegende Veränderung der Gebührenstruktur ist zunächst nicht vorgesehen. Damit stellt der Landkreis Karlsruhe die Weichen für eine moderne, nachhaltige und verursachergerechte Abfallentsorgung. Das neue Konzept tritt schrittweise in Kraft – mit dem klaren Ziel, Umwelt- und Ressourcenschutz sowie Kostentransparenz weiter zu verbessern.
Das Abfallwirtschaftskonzept gibt den Rahmen für die Entwicklung der kommenden fünf bis zehn Jahre. Eine Überarbeitung des gültigen Konzepts, das auf Grundlagen aus dem Jahr 2018 basiert, war notwendig, weil dieses die heutige Situation nicht mehr ausreichend beschreibt. Insbesondere die gestiegenen Entsorgungskosten, neue gesetzliche Vorgaben zur Getrennterfassung und notwendige Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung gilt es zu berücksichtigen. Im Zentrum des neuen Konzepts steht die Förderung der Abfallvermeidung, insbesondere beim Restmüll. Der Grundpreis soll hier reduziert, der Leistungs- bzw. Arbeitspreis dagegen angehoben werden. Damit sollen müllvermeidendes Verhalten belohnt und Vielentsorger stärker zur Kasse gebeten werden.
Um das Behälterangebot zu vereinheitlichen, die Tourenplanungen zu optimieren und sicherzustellen, dass Müll nicht in unzulässiger Weise entsorgt wird, werden die Mindestbehältergrößen angepasst: Die 60-Liter-Restabfallbehälter wird sukzessive abgeschafft, so dass die 80-Liter-Tonne die kleinste Behältergröße sein wird. Eingeführt werden soll ein dreiwöchiger Abholrhythmus für Restabfall, wobei für besondere Interessengruppen wie Nutzer von Inkontinenzprodukten ein ergänzendes Angebot im Bringsystem eingerichtet werden soll. Das Leerungsintervall für Vier-Rad-Behälter bleibt unverändert.
Die Sammlung von Wertstoffen über die Wertstofftonne hat sich bewährt, weshalb hier keine Änderungen vorgenommen werden. Auch im Bereich der Bioabfalleinsammlung bleibt es bei der Kombination von Hol- und Bringsystem; es erfreut sich hoher Akzeptanz und sorgt für eine hohe Qualität der Bioabfälle und damit gute Verwertung in Biogasanlagen. Nur die wenig nachgefragte zusätzliche Sommerleerung wird nicht mehr angeboten, was auch die Entsorgungssicherheit gerade während der Hochurlaubsphase steigert. Neu eingeführt werden soll die Biotonne auch für Gewerbebetriebe.
Beim Sperrmüll soll das Hol- und Bringsystem beibehalten werden. Nachdem festgestellt wurde, dass ein Drittel der Gebührenzahler nur eine Abfuhr innerhalb von drei Jahren nutzt und fast die Hälfte der Gebührenzahler in diesem Zeitraum keine einzige Abfuhr in Anspruch nimmt, soll künftig eine Zusatzgebühr dafür sorgen, dass mehr Sperrmüllmengen ins Bringsystem gelenkt werden. Hierfür werden schrittweise Entsorgungszentren aufgebaut, die sämtliche ungefährliche Abfälle annehmen, darunter künftig auch Batterien von Elektrofahrrädern oder -rollern.
Zur Effizienzsteigerung und Transparenz wird das Behältermanagement digitalisiert. Darüber hinaus ist die benutzerfreundliche Erweiterung des Serviceangebots an den Wertstoffhöfen geplant, hierfür soll in 2026 erstmalig ein autonomer Wertstoffhofbetrieb als Ergänzung zu den personalbesetzten Öffnungszeiten erprobt werden.
Die vorgesehenen Änderungen werden in Abhängigkeit der laufenden Verträge in den kommenden Jahren umgesetzt, so dass nicht jede Maßnahme bereits ab dem Jahr 2026 greift. Um die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig zu informieren und bei der Umstellung zu begleiten, ist eine Informationskampagne über die Kundenzeitschrift Nimms mit sowie die digitalen Informationsangebote auf der Homepage und der App des Abfallwirtschaftsbetriebes geplant. Zudem steht unser Kundenservice sowohl telefonisch als auch persönlich für eine Beratung zur Verfügung.
Herzlichst
Ihr
Markus Rupp, Bürgermeister