Der Bürgermeister informiert KW 31

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

die letzte Ausgabe der „Gondelsheimer Mitteilungen“ vor den Verlagsferien ist quasi eine

Sonderveröffentlichung zum Thema „Jahrestag 13. August 2024“

Ein Jahr nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe sind die dramatischen Stunden jenes Augustabends in Gondelsheim für viele Bewohner noch immer allgegenwärtig.

Am 13. August 2024 überfluteten Sturzregen und aufgestaute Wassermassen unseren Kraichgau-Ort so heftig wie niemals zuvor. 150l/m² Regen prasselten innerhalb knapp zwei Stunden auf Gondelsheim herab.

Die heutige Ausgabe widmet sich diesen schlimmen zurückliegenden Tagen, die sich in die Gondelsheimer Geschichte und in die Köpfe der Einwohner eingebrannt haben:

Ein Jahr nach dem Hochwasser: Bürgermeister Markus Rupp erinnert sich  

Bürgermeister Markus Rupp erinnert sich an den schicksalhaften Abend/Nacht:

Der Tag, an dem alles anders kam

„Es war ein heißer Sommertag“, beginnt Rupp seinen Rückblick. „An heißen Sommertagen erhalten Sie immer den Hinweis vom Wetterdienst: Es kann lokal zu starken Gewittern kommen, auch mit Starkregen und Hagel.“ – Ein Hinweis, der im Hochsommer bei 35 Grad für die Verantwortlichen in Gondelsheim schon fast Routine ist. Auch an jenem Augusttag sei „nichts Konkretes gekommen, keine spezielle Warnung für Gondelsheim, auch nicht von Apps wie NINA oder Katwarn“.

Dennoch blieb Rupp wachsam – und tat, was er regelmäßig tut, wenn Unwetter drohen: „Ich habe schon am Nachmittag Dammbalken einbauen lassen, zwischen Außengebiet und Wohngebiet. Das mache ich immer – sehr zur Freude meines Bauhofs, der das oft am nächsten Tag wieder ausbauen darf.“

Bis zum Abend schien alles in geordneten Bahnen. Sogar Sport stand auf dem Programm: „Meine Frau wollte um 19.00 Uhr Tennis spielen. Nach meinem Radar hatte es auch so ausgesehen, als würde das Schlimmste an uns vorbeiziehen.“ Doch dann, dann drehte der Wind – und alles kam anders.

Ungewöhnliches Wetter, fatale Dynamik

Was das Ereignis besonders machte, war die Zugrichtung des Sturms: „Von Osten her kommt eigentlich selten was Gutes – das ist eine alte Regel in Gondelsheim. Normalerweise kommen die Gewitterfronten aus Westen, und meist hält unsere Kraichgau-Erhebung, die Hagelhälde, den schlimmsten Regen – oder wie es im Wort liegt – Hagel ab. Aber diesmal kam es anders: Es hat sich an der Hagelhälde gestaut, teilweise kam auch Westwind. Das Ding, diese Zelle ist einfach hängen geblieben. Deswegen war es ja keine von diesen typischen, schnell durchziehenden Gewittern.“

Bild vom Regen beim Unwetter

Eine weitere Eigenheit: „Wir haben ein Pegelsystem am Saalbach, das ist durchgängig. Wenn da bei der Jugendmusikschule in Bretten rot angezeigt wird, bin ich sofort in Habachtstellung.“ So war es auch an jenem Abend. „Meine Frau hat mir dann beinahe ritusartig meine Einsatzkleidung geholt und bin raus zu unserer Achillesferse, dem Riedgraben. Normalerweise ein Bächlein, aber wenn das Wasser kommt, dann wird das ein reißender Gebirgsbach. Mit meinem stellvertretenden Bauhofleiter, der Bauhofleiter war im Urlaub, habe ich noch gedacht: Das sieht noch ganz gut aus – bis der Regen immer heftiger wurde.“

Bevor Rupp sich auf den Weg machte, hatte er bereits den stellvertretenden Kommandanten Viktor Polinski über die sich zuspitzende Lage informiert. Der Kommandant selbst weilte auch im Urlaub. 

Auch Rupps 1. Stellvertreter als Bürgermeister Andreas Bürker wurde dann früh von ihm mit Infos für die eigene Warn-App und für die Facebook-Seite „Gondelsheim informiert“ gefüttert. Schließlich galt es bei all dem Trubel die Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten und soweit möglich in Sicherheit zu bringen.

Der Blick richtete sich dann aber auf den Saalbach. Denn es ging alles sehr schnell: „Unser Alarmplan sieht vor, dass wir ab bestimmten Höhen am Saalbach Maßnahmen auslösen, aber an diesem Tag hätten sie das gar nicht umsetzen können. Es ist so extrem schnell gegangen. Binnen Minuten schoss das Wasser, der Saalbach stieg um 40 bis 50 Zentimeter in wenigen Minuten. Am Ende erreichte er noch nie dagewesene 2,80 m. Gespeist auch von den Gräben, die aus Westen und Osten nun ihren Weg durchs Dorf zur Saalbach suchten. Ganze Straßenzüge wurden geflutet, das Dorf war bald gar nicht mehr zugänglich“, erinnert sich Rupp mit Grausen.

Überflutung in den Straßen von Gondelsheim

Mit Eigeninitiative, aber gegen die Grenzen der Technik

Eines der vordringlichsten Ziele in dieser Notlage war der Schutz der hilfsbedürftigen Bewohner: „Ich bin dann ins betreute Wohnen am Saalbach gegangen – ältere Leute, teilweise gehbehindert. Da bin ich zu Fuß hin, habe geklingelt, geklopft. Es kam mir wie eine Stunde vor, bis aufgemacht wurde, weil alles so schnell ging.“ Die Sorge der Bewohner war groß, besonders um ihr Hab und Gut. „Du Markus“, sagte die Bewohnerin, die öffnete, „was mache ich mit meinem mein Auto?“ Der Bürgermeister musste ihr sagen: ‚Es geht nicht mehr ums Auto, es geht ums Leben. Geht bitte sofort hoch ins 1. Obergeschoss.‘“ Auch um das   Ehepaar Freisler musste sich die Feuerwehr kümmern. „Die können nicht mal einfach ins 1. OG, das ist ein Bungalow in unmittelbarer Saalbachnähe, und während der Evakuierung ist das Wasser im Bach fast einen halben Meter gestiegen“, erinnert sich Rupp.

Kaputtes Auto nach Überflutung

Der Hochwasserplan – voll automatisierte Warnsysteme, Dammbalken, Rückhaltebecken, Melder am Pegel: In den ersten Minuten half all das, war dann aber letztlich angesichts der Wassermassen überfordert. „Die Dammbalken im Bruch wurden das erste Mal in elf Jahren überspült, das Wasser ist drüber geschwappt. Dahinter sah ich am Abend einen großen, tiefen See.“

Überflutung in Gondelsheim

Schnell war der gesamte Krisenstab der Gemeinde informiert. Hauptamtsleiter Kästner, der bereits vor Ort war, übernahm mit Rupp zusammen diese Aufgabe.

„Ich habe instinktiv als die Lage immer prekärer wurde, bei Ragnar Watteroth, Dezernatsleiter und rechte Hand vom Landrat, und bei Landrat Dr. Schnaudigel selbst angerufen und gesagt: Ihr müsst alles schicken, was ihr nur schicken könnt, hier geht die Welt unter.

Und die verstanden das eigentlich gar nicht, weil das Ereignis war wirklich so punktuell. In Walzbachtal drüben haben sie noch Kaffee getrunken auf der Terrasse und haben zwar gedacht: In Gondelsheim ist es aber sehr dunkel, Bei denen hat es vielleicht ein bisschen getröpfelt, als bei uns die Welt unterging. Der Landrat hat dann schnell einen Stab im Landratsamt eingesetzt.“

Das „Managen“ eines Jahrhundert-Unwetters

Langjährige Erfahrung habe ihm, Rupp beim Krisenmanagement sehr geholfen. „Weil ich halt hier seit 27 Jahren bin und weil ich hier alle kenne. Ich behaupte, es wäre viel schwieriger geworden, wenn hier ein junger Kollege verantwortlich gewesen wäre.  Das Wissen um den Ort und seine Bürger kommt einem entgegen, macht einen aber auch psychisch und physisch fertig, weil du eben für alles zuständig bist.“  

„Zum Glück waren die kommunalen Einrichtungen   nicht so betroffen, dass du dann auch räumlich Schwierigkeiten bekommen hättest. Dann haben wir hier im Rathaus in der ersten Woche jeden Tag zweimal Stabsarbeit gehabt, morgens und mittags, mit klarer Aufgabenverteilung, wer was macht.

Am Tag danach haben wir z.B. Erkundungs-Teams gebildet, die in die Häuser zu den Betroffenen gegangen sind.“

Überflutung Ortskern

Die dann in den ersten Tagen und Wochen erlebte Solidarität war für Bürgermeister Markus Rupp unglaublich: „Leute aus dem Ort und auch aus Nah und Fern haben Schlamm geschippt. Wir haben gekocht oder die Menschen haben uns warmes Essen gespendet.

Manche, der rund 400 betroffenen Haushalte hatten in den ersten Tagen ja keinen Strom. Die Saalbachhalle war aber auch ein ‚Ort der Seelsorge`. Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid. Ich bin immer wieder zu den Menschen dort hin, habe getröstet und mich gefreut, wenn es den Betroffenen am Folgetage schon ein bisschen besser ging.“ Es war eine für alle enorm schwere Zeit.  

In den ersten beiden Wochen hat die Gemeindeverwaltung von der Saalbachhalle aus, die Helferteams eingesetzt, nach Rückmeldung dessen, wo es am stärksten klemmt. „Wir haben 200 Helfer gehabt, aus allen Ecken und Enden dieser Republik“.  

Helfer an der Halle beim Hochwasser

Innerhalb von zwei, drei Tagen waren 200 Bautrockner für die Betroffenen organisiert. Bis zum Wochenende waren 2.000 m³ Müll von der Straße gebracht. Dies mit Hilfe des Landratsamts, welches einen Mitarbeiter vom Abfallwirtschaftsbetrieb nach Gondelsheim abgestellt hatte, und zuvorderst dem Gartenbaubetrieb Markus Mohr und vielen weiteren Helfern wie Landwirten, örtlichen Unternehmen und und und.    

Rupp betont: „Zum Glück hatte wenige Tage zuvor Bauamtsleiterin Sabrina Rossack ihren Arbeitsbeginn bei der Gemeinde Gondelsheim. Sie hat regelrecht gewirbelt und es z.B. auch geschafft, dass wir innerhalb von drei Tagen unsere ganzen Kanäle gespült hatten.“  

Sonntags hat Gondelsheim rein optisch, fast wieder normal ausgesehen. „Das war wirklich genial. Aber auch die vielen Helfer hieß es zu koordinieren, logischerweise lagen da ab und zu die Nerven mal blank, dann muss der Bürgermeister Mediator sein und ausgleichen“, sagt Rupp rückblickend.    

Jeder in der Verwaltung, jeder in der Gemeinde hat einfach seine Position und Aufgabe absolut und vollem Engagement wahrgenommen. „Darauf bin ich echt noch heute mächtig stolz“, sagt Rupp. 

Frühe Beratung der Betroffenen – wichtige Hilfestellung

Sehr früh habe man dann eine Beratungsrunde in der Saalbachhalle organisiert.

„Zum Beispiel in Versicherungsfragen, weil die Leute unsicher waren, was für eine Versicherung sie überhaupt haben. Ich habe vier Stationen einrichten lassen, dort sind die Leute neben Versicherungs-, auch in Bau-Fragen beraten worden. Was muss ich tun, wenn bei mir das Wasser stand? Und was ist mit meinem Estrich?“

Beratung für Betroffene des Hochwassers in der Halle

Das Büro Wald & Corbe habe beraten, was man zum Selbstschutz tun könne, der Gewerbeverein und die Wirtschaftsförderung Bruchsal haben Handwerker vermittelt. 

Kommunikation in der Krise extrem wichtig

Kommunikation war wirklich wichtig in diesen Tagen, bekräftig Rupp im Blick zurück: „Ich habe z.B. alle zwei bis drei Tage abends bzw. in der Nacht einen Lagebericht als Bürgermeister gegeben, wie es aussieht, wo wir stehen, was die nächsten Schritte sind, wie es einem selbst geht, weil die Menschen wollen das ja auch wissen. Es war ganz ganz wichtig, dass die Mitbürgerinnen und Mitbürger alles erfahren haben“.

„Und dann galt daran zu denken, dass Kommunikation nicht nur über Social Media geht, weil das vielleicht 50 oder 60% haben, aber die anderen halt nicht. Sondern du musst auch für die, die nicht so Internet-kompatibel und auf der Homepage der Gemeinde zuhause sind, noch einen klassischen Zettel in den betroffenen Haushalten einwerfen oder noch besser persönlich abgeben.“ Auch das habe man getan.  

Lehren und Ausblick

Was hat die Gemeinde aus der Katastrophe gelernt? „Ganz neue Erkenntnisse gibt es nicht“, gibt Rupp offen zu, „aber noch klarer ist jetzt: Wir sitzen in einem riesigen Trichter aus landwirtschaftlicher Fläche. Mehr Grünstreifen, Schlammfangbehälter, all das sind jetzt Dinge, die wir verbessern wollen.“  (s. folgenden Artikel: Wo steht der Gondelsheimer Hochwasserschutz heute?)

Rupp sagt unumwunden: „Bei 150 Litern Niederschlag pro Quadratmeter – da hältst du das Wasser einfach nicht mehr auf. Wir können vieles machen, aber gewisse Mengen können wir einfach nicht abfangen.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Zukunft: Bessere Kooperation innerhalb der Region. „Ich glaube, wir müssen größer denken. Nicht nur Gondelsheim, Bruchsal, Bretten für sich – sondern im Verbund. Das ist schwierig, aber wichtig. Im Nachgang haben wir unsere Erkenntnisse auch an das Landratsamt und den Katastrophenschutz weitergegeben.“

Resümee eines dramatischen Sommers

Wie blickt Bürgermeister Rupp ein Jahr später auf das Geschehene? „Das war von der Dimension her einfach unvorstellbar. Ich bin jetzt 27 Jahre Bürgermeister, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Und er richtet den Blick nach vorne: „Diese Art von Unwettern werden wir in der Region noch häufiger erleben. Nicht nur in Gondelsheim und Bruchsal. Im nächsten Jahr trifft es xy.“

Prävention, Information und gegenseitige Hilfe seien entscheidend, damit alle besser vorbereitet sind: „Man muss die Leute vorher informieren, ihnen sagen, was sie im Notfall tun müssen. Wenn draußen die Strömung einsetzt, nicht mehr Mülltonnen sichern! Nicht mit dem Auto ins Wasser fahren! Wichtige Dinge ins erste Stockwerk bringen.“

Gondelsheim arbeitet – wie viele Gemeinden in Baden-Württemberg – weiter an sich, an den Plänen, am notwendigen Pragmatismus und – nicht zuletzt – am Zusammenhalt.

Die Hoffnung: Dass bei der nächsten Katastrophe – die es für Gondelsheim hoffentlich nicht mehr gibt – alle noch besser gewappnet sind.

Und Bürgermeister Rupp ist sich sicher: „Wir haben aus dem Hochwasser von 2024 gelernt – auch wenn nicht alles vorhersehbar und beherrschbar ist, können wir gemeinsam unsere Zukunft sicherer machen.“

„Es war die größte Katastrophe, die die Gemeinde Gondelsheim je erlebt hat, definitiv. Wenn Sie in einer solchen Situation sind, müssen Sie natürlich Notfallpläne beachten, vor allem aber musste ich Entscheidungen mit dem Kopf, aus dem Herz und aus dem Bauch heraus treffen.“

Ein letztes Wort zu diesem Drama am 13. August 2024 von Bürgermeister Markus Rupp: „Ich bin der Bevölkerung für diesen unglaublichen Zusammenhalt in der Not dankbar. Auch die Solidarität aus den umliegenden Gemeinden und der Region ist herausragend gewesen. Über die Rolle des Landes Baden-Württemberg hülle ich jetzt mal den Mantel des Schweigens. Das war definitiv das größte Unglück, das ich als Gondelsheimer erlebt habe, aber es war auch das größte Glück, denn es hat wie durch ein Wunder keine Menschenleben gekostet.“

Wir möchten die Erinnerungen an den 13. August 2024 dokumentieren

Dazu brauchen wir Ihre Fotos, Videos oder Berichte!

Haben Sie selbst noch Fotos, Videos oder persönliche Erinnerungs(berichte) wie Bürgermeister Markus Rupp vom Hochwasserereignis in Gondelsheim am 13. August 2024 August 2024?

Um das Ereignis umfassend zu dokumentieren, möchten wir nämlich gemeinsam mit Ihnen eine Sammlung an Bildern, Videos und Erinnerungen aufbauen, die das Ausmaß und die Auswirkungen des Starkregens zeigen.

Dann würden wir uns freuen, wenn Sie uns diese zukommen lassen.

Dazu haben wir einen einfachen Weg eingerichtet:

👉 Über folgenden WhatsApp-Link / QR-Code können Sie Ihre Dateien direkt und unkompliziert an uns senden:

QR Code zum hochladen von Bildern

Alternativ in komprimierter Variante (!) bspw. durch TansferNow; WeTransfer an bilder@gondelsheim.de

Oder auf einem USB-Stick persönlich im Rathaus.

Wichtige Hinweise zum Datenschutz und zur Verwendung Ihrer Aufnahmen

Mit dem Einsenden Ihrer Bilder und Videos erklären Sie sich mit Folgendem einverstanden:

  • Verarbeitung Ihrer Daten: Die von Ihnen eingereichten Aufnahmen werden von der Gemeinde Gondelsheim zum Zweck der Dokumentation des Hochwasserereignisses, zur internen Auswertung, zur Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Website, Pressemitteilungen, Gemeindemitteilungsblatt, Gemeinderatssitzungen, Ausstellungen) sowie zur künftigen Starkregenvorsorge gespeichert und verarbeitet.
  • Rechtsgrundlage: Die Verarbeitung erfolgt auf Grundlage Ihrer Einwilligung (Art. 6 Abs. 1 lit. a DSGVO)
  • Freiwilligkeit: Die Teilnahme ist freiwillig. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung oder Vergütung.
  • Speicherdauer: Ihre Aufnahmen werden für die genannten Zwecke gespeichert und ggf. archiviert. Eine Löschung erfolgt, wenn die Zwecke entfallen oder Sie Ihre Einwilligung widerrufen.
  • Urheberrechte: Mit dem Einsenden bestätigen Sie, dass Sie selbst Urheber der übermittelten Inhalte sind oder berechtigt sind, diese an die Gemeinde weiterzugeben. Bitte achten Sie nach Möglichkeit darauf, keine Aufnahmen zu senden, auf denen Personen eindeutig erkennbar sind. Sollten Personen auf den Bildern oder Videos zu erkennen sein, sind Sie verpflichtet, deren Einwilligung zur Weitergabe vorher selbst einzuholen.

Wo steht der Gondelsheimer Hochwasserschutz heute?

Die Hochwasserereignisse der letzten Jahre – zuletzt die Starkregen-Katastrophe vom 13. August 2024 – haben deutlich gemacht, wie verletzlich auch Gondelsheim gegenüber den Folgen des Klimawandels ist. Die Gemeinde hat daher ihre Anstrengungen beim Hochwasserschutz massiv verstärkt.

Bürgermeister Markus Rupp betont: „Wir erleben die Starkregenereignisse hautnah – ob als Einsatzkräfte oder als betroffene Bürgerinnen und Bürger. Ich weiß persönlich um die Belastung, die von solchen Wetterextremen ausgeht, und nehme Ihre Sorgen wirklich mit viel Verständnis und Nachdruck auf.“


Dabei geht es längst nicht mehr nur um eine reaktive Schadensbegrenzung, sondern um vorausschauende Prävention.

Die Jöhlinger Straße und der Riedgraben / Frühwarn-System und Mobile Hochwasser-schutzsperren

Der Bereich der Jöhlinger Straße liegt in unmittelbarer Nähe zur Verdolung (Riedgraben) mit einem großen oberirdischen Einzugsgebiet. Das Problem: Bei Starkregen laufen enorme Wassermengen – insbesondere von den umliegenden Ackerflächen – oberirdisch in den Graben. Diese Wasserführung ist häufig mit Schlamm, Mulchsaat, Laub und Ästen angereichert, was dazu führt, dass sich das Rechenbauwerk, welches 2010 eingebaut wurde, zusetzt und der Graben überläuft. In der Folge strömt das Wasser über die Kreisstraße in Richtung Jöhlinger Straße – mit den bekannten Auswirkungen.

Riedgraben

Die Gemeinde hat darauf reagiert und vergangenes Jahr in Zusammenarbeit mit dem Fachbüro Aqua.Plan ein elektronisches Frühwarnsystem am Riedgrabeneinlauf eingerichtet.

Dieses erfasst die Wasserstände in Echtzeit (Warnstufen 30 / 60 / 90 cm) und schlägt automatisch Alarm bei kritischen Pegeln.

In solchen Fällen werden Verwaltung, Feuerwehr und Bauhof direkt informiert, um das Rechenbauwerk mit einem Teleskopwerkzeug bei Bedarf manuell vom Treibgut zu befreien. Das System hatte bisher schon einige Male angeschlagen und ein Überlaufen auf die Straße verhindern können.

Riedgraben mit Messstation

Dieses System wird aktuell umfangreich um ein weiteres Redundanzsystem erweitert, welches nun zusätzlich weitere hydrologische Daten (bspw. Bodenfeuchtemessung, Niederschlagsmessung…) erfasst, um daraus Erkenntnisse wie bspw. Bodenbeschaffenheit und Niederschlagsmengen zu erhalten und hiermit Gefahrenlagen zukünftig noch besser einschätzen zu können

Kürzlich fand ein Vor-Ort Termin zusammen mit dem Ingenieurbüro Wald & Corbe und einem Unternehmen statt, bei dem die Gemeindeverwaltung zusammen mit der Feuerwehr gemeinsam technische Möglichkeiten überprüfte, bei überbordenden Starkregenereignissen den Einbau von mobilen (Hoch-)Wassersperren auf der K 3506/Jöhlinger Straße vorzunehmen. Zeitlicher Vorlauf und Alarmierung kann im Idealfall dann auch das Frühwarnsystem liefern. Feuerwehr und Bauhof können die Schutzvorrichtungen im Ernstfall zeitnah und effektiv aufbauen, sodass die mobile Barriere Teil der offiziellen Alarm- und Einsatzkette wird.

Mobile Hoch-Wassersperren

Durch sie soll das Wasser gezielt zurückgehalten, in die Verdolung umgeleitet und gepuffert abgeleitet werden. Dementsprechende Angebote solcher Wassersperren, werden aktuell seitens der Verwaltung eingeholt. Voraussetzung für die Anschaffung ist letztendlich aber auch die Zustimmung des Landkreises Karlsruhe als Straßenbaulastträger für ein solches System auf einer Kreisstraße. Aber auch hierzu finden in diesen Tagen erneut Gespräche statt.

Lohrgraben: Hochwasser-Rückhaltebecken schützt auch Jöhlinger Straße


Der Lohrgraben besitzt das größte Einzugsgebiet und verläuft entlang der K3506 links in Richtung Jöhlingen. Durch die dichte Bewaldung in diesem Gebiet wird ein großer Teil des Niederschlags von der Vegetation absorbiert, was den Hochwasserschutz deutlich erleichtert. Bereits in den Jahren 1951/52 wurde hier das erste Hochwasser-Rückhaltebecken (HRB) errichtet. Nach einem schweren Hochwasser 1969, welches in der Überflutung des HRB mündete, wurde das Rückstauvolumen 1975 auf 100.000 Kubikmeter erhöht.

Lohrgraben: Hochwasser-Rückhaltebecken
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Im Jahr 2010 folgte eine umfassende Sanierung des Beckens im Umfang von rund 500.000 Euro. Trotz einer damaligen Diskussion über die Notwendigkeit dieser Maßnahme zeigte sich bei der jüngsten Katastrophe im August 2024, dass diese Investition gerechtfertigt war. Der Lohrgraben hat sich als relativ sicher erwiesen, da das Becken nur zu etwa 60 % eingestaut war und damit das Überflutungsrisiko dort als sehr gering einzustufen ist.

Kommunales Starkregenrisikomanagement

Ein entscheidender Schritt in der strategischen Weiterentwicklung des Hochwasserschutzes ist die Einführung eines kommunalen Starkregenrisiko-managements (SRRM) für Gondelsheim. Dabei handelt es sich um ein landesweit gefördertes Verfahren, das strukturiert und flächendeckend untersucht, wo Starkregenrisiken bestehen, wie sie entstehen – und vor allem: was man dagegen tun kann.

Der Gemeinderat hat im Januar 2025 nach einer Hochwasserklausur und auf Empfehlung des Landratsamts sowie nach intensiver fachlicher Vorstellung durch das Büro WALD+CORBE der Durchführung zugestimmt. Die Untersuchung umfasst:

  • Starkregengefahrenkarten mittels 2D-Strömungsmodellen (für seltene, außergewöhnliche und extreme Regenereignisse)
  • Risikokartierungen, um betroffene Bereiche, Gebäude und Einrichtungen zu identifizieren
  • Handlungskonzepte, aus denen konkrete bauliche und organisatorische Maßnahmen abgeleitet werden

Ziel ist es, die gesamte Ortslage – einschließlich aller Hänge und Außengebiete – systematisch auf Starkregenereignisse vorzubereiten. Die entsprechenden Mittel (Gesamtkosten ca. 60.000 €) sind im Gemeindehaushalt dieses Jahr hierfür eingestellt.

Bürgermeister Markus Rupp betont: „Es ist ein wichtiger Schritt, dass wir die Starkregenanfälligkeit dauerhaft senken und uns systematisch vorbereiten – nicht nur in der Jöhlinger Straße, sondern im gesamten Ort.“

Anstoßen einer Flurneuordnung und Gespräche mit Landwirten bezüglich der Bewirtschaftung ihrer Flächen

Mit der Flurneuordnungsbehörde des Landratsamtes Karlsruhe haben inzwischen zwei Gespräche stattgefunden, mit dem Ziel, die riesigen landwirtschaftlichen Einzugsgebiete des Ried- und Bruchgrabens einer Flurneuordnung mit deutlich mehr Begrünung und Schwamm-Puffern bzw. Sedimentfängen zu unterziehen. Ein solches Verfahren wird aber auch aufgrund des Umfangs und der personellen Ressourcen der Behörden nicht vor 2026 angestoßen werden können.

Mit unseren Landwirten hat bereits im Frühjahr 2024 und dann im Januar 2025 ein Gespräch über eine bodenschonende Bewirtschaftung und damit weniger Schlammabtrag von den Ackerflächen stattgefunden. Im September hat das Landwirtschaftsamt weitere Gespräche zugesagt. „Natürlich liegt es auch im Interesse der Landwirte, dass ihnen nicht der wertvolle Lößlehm-Boden wegfließt“, sagt Rupp.

Überprüfung der Kanalisation/Kanalnetzes

Aufgrund der massiven Wassermengen infolge des Hochwasserereignisses vom 13.08.2024 und der damit einhergehenden Belastung des Kanalnetzes war es nun notwendig, die Zustandsbewertung des Kanalsystems der eigentlich turnusmäßigen Reinigung und Inspektion nach der Eigenkontroll-Verordnung EKVO vorzuziehen, um mögliche durch das Hochwasser verursachte Schäden frühzeitig zu erkennen und gezielte Sanierungsmaßnahmen einleiten zu können. Bei einem Leistungsumfang von rd. 100.000 Euro bedurfte es dazu eines genehmigten Gemeindehaushalts. Danach wurde die Maßnahme ausgeschrieben und am 15. Juli im Gemeinderat vergeben. Die Erkenntnisse daraus dienen nicht nur der Schadensdokumentation, sondern fließen auch in das übergeordnete Risikomanagement mit ein.

So kann sichergestellt werden, dass die Abflusskapazitäten der bestehenden Infrastruktur voll ausgeschöpft und gegebenenfalls gezielt verbessert werden können. „2026 ist z.B. eine wichtige Maßnahme im Bereich der Leitergasse vorgesehen“, weiß Sabrina Rossack vom Bauamt. 

Die hauptbetroffenen Kanäle haben wir nach dem Unwetter vom 13. August 2024 sofort und mehrfach spülen lassen sowie auch danach immer wieder gereinigt.

Dammbalken im Bereich des Bruchwegs/Saalbach

Ein Dammbalkensystem ist ein technisches Hochwasserschutzsystem, das aus einzelnen Metall- oder Aluminiumbalken besteht, die in fest installierte Führungsschienen eingesetzt werden. Im Bedarfsfall – etwa bei schnell steigenden Wasserständen – können die Balken schnell manuell oder maschinell eingesetzt werden, um kritische Durchgänge effektiv abzudichten. Damit dienen sie dem temporären Schutz vor Überflutung, insbesondere an neuralgischen Punkten in Siedlungsgebieten.

Dammbalken im Bereich des Bruchwegs/Saalbach

„Diese Dammbalkensysteme werden seit mehreren Jahren am Bruchgraben und an der Saalbach/Bahnhofstraße regelmäßig je nach Wetterlage von Bauhof/Feuerwehr eingesetzt“, so Hauptamtsleiter Koray Kästner.

Beim Hochwasserereignis im Jahr 2024 wurde das Dammbalkensystem in der Bahnhofstraße, das einen wichtigen Hochwasserschutz am Saalbach darstellt, entwendet. Die Gemeinde reagierte umgehend: Das fehlende System wurde kurzfristig ersetzt, um bei künftigen Starkregenereignissen oder steigenden Pegelständen der Saalbach eine funktionierende Schutzbarriere sicherzustellen.

Das Dammbalkensystem im Bereich Bruchgraben wurde nach dem Ereignis ebenfalls überprüft und technisch gewartet und ist bei kritischen Wetterlagen weiterhin regelmäßig im Einsatz.

Anders als im Bereich der Jöhlinger Straße (Kreisstraße) kann die Gemeinde Gondelsheim den Bruchweg seit 2014 präventiv mit Dammbalken schützen, da dort „nur“ der landwirtschaftliche Verkehr betroffen ist.

Großmaßnahmen an der Saalbach in Höhe von 3 Millionen Euro

Parallel dazu laufen aktuell zwei bedeutende Hochwasserschutzmaßnahmen am Saalbach. Stolze drei Millionen investiert Gondelsheim in den Jahren 2024/25 dort. Eine immens große Summe für eine kleine Gemeinde, an deren Notwendigkeit es aber spätestens seit dem Jahrhundert-Hochwasser vom 13. August 2024 keinen Zweifel gibt.

Zum einen investiert die Gemeinde zwischen Saalbachhalle und Tennisclub rund 1,5 Millionen Euro in optimierte Böschungen, Verwallungen, Dämme und einer Schutzwand entlang des Fußwegs. Ziel ist es, die Wasserrückhaltung bei zunehmenden Regenmengen und steigenden Pegelständen der Saalbach zu verbessern.

Zum anderen geht es um die Böschungssanierung im Bereich der Talstraße/Hofstadt.

Böschungssanierung im Bereich der Talstraße/Hofstadt

Der Gemeinde Gondelsheim ist es dabei gelungen, für beide oben angeführten Maßnahmen einen jeweils 70prozentigen Zuschuss aus dem Fördertopf „Wasserwirtschaft“ und zwei Ausgleichstock-Hilfen zu bekommen. Immerhin bleibt noch ein Anteil von 500.000 Euro aus Eigenmitteln zu finanzieren. „Das ist für uns kein Pappenstiel, zumal in dieser schwierigen Zeit der Kommunalfinanzen in unserem Land.“ 

Bereits 2013 fand die Umrüstung des Saalbach-Pegels der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) bei der Unterführung Haltestelle Schlossstadion zu einem Warnsystem. Dieses System gibt bei Wasserständen von 1,20, 1,50 und 1,80 Metern Warnsignale aus, die eine mehrstufige Alarmkette in Gang setzen. Diese Alarmkette umfasst die Gemeindeverwaltung, den Bauhof und die örtliche Feuerwehr, sodass schnelle Reaktionszeiten gewährleistet sind.


Später wurde ein Konzept zur interkommunalen Zusammenarbeit umgesetzt, das zur Einrichtung eines Pegelnetzes am Saalbach führte. Dieses erstreckt sich heute von Gölshausen über Bretten und Gondelsheim bis nach Bruchsal und wird vom Abwasserverband Weißach- und Oberes Saalbachtal organisiert und betreut. Dieses Netz erlaubt eine engere Überwachung der Pegelstände im Saalbach und sorgt für ein frühzeitiges Eingreifen bei drohenden Hochwasserereignissen.

Eine weitere Maßnahme war die Saalbach-Böschungserhöhung im Gewerbegebiet Gölswiesen. Hier wurden auch Rückhalteflächen geschaffen, die speziell für den Hochwasserschutz ausgelegt sind. Ähnliche Schutzmaßnahmen wurden im Baugebiet Schlossbuckel bei der Tennishalle umgesetzt. Diese präventiven Maßnahmen sollen verhindern, dass das Wasser in bewohnte Gebiete eindringt und Schäden anrichtet.

Ergänzende Maßnahmen: Frühwarnung, Öffentlichkeitsarbeit, Eigenvorsorge

Neben den baulichen und technischen Maßnahmen setzt die Gemeinde auch auf:

  • Seit 2019 periodische Informationsveranstaltungen zum Selbstschutz, zuletzt vor drei Wochen mit dem Hochwasserschutz-Info-Mobil am Rathausplatz
Informationsveranstaltungen zum Selbstschutz für Hochwasser
  • regelmäßige Sandsackaktionen zur privaten Vorsorge
Sandsackaktionen zur privaten Vorsorge
  • die Gondelsheim-App (seit 2016) mit integriertem Hochwasserwarnsystem (über 1.400 aktive Nutzer). Neben der App dient auch die Facebook-Seite „Gondelsheim informiert“ als zusätzliches Informations- und Warnmedium für die Bevölkerung.

Fazit:

Der Hochwasserschutz in Gondelsheim steht auf einem soliden Fundament, ist aber ein dauerhaftes Projekt. Millioneninvestitionen in Rückhaltebecken, Frühwarnsysteme und Böschungssanierungen zeigen Wirkung. Gleichzeitig setzt die Gemeinde auf Transparenz.

„Wir können die Natur nicht aufhalten, aber wir können vorsorgen. Was vor 15-20 Jahren passgenau war, ist es nun leider nicht mehr. Es ist unsere Aufgabe, alles zu tun, um Schäden zu minimieren – heute und in Zukunft“, so Bürgermeister Rupp abschließend.

„Leider fällt der Hochwasserschutz auch nicht vom Himmel, sondern muss in vielen Runden mit den Behörden, Grundstückseigentümern, Landwirten, Straßenbaulastträgern u.u.u. erarbeitet werden. Und auch die Finanzen sind nicht beliebig vermehrbar, zumal andere Aufgaben wie Kitas, Schule etc. ebenfalls kostenintensiv sind“ resümiert die Gemeindeverwaltung.

„Dennoch möchten der Gemeinderat und ich an dieser Stelle betonen: Einen absoluten Schutz – insbesondere vor derartigen Ereignisse wie dem des 13.08.2024 – gibt es nicht. Ziel unserer Maßnahmen ist es, die Risiken so weit wie möglich zu minimieren. Gänzlich verhindern kann man derartige Ereignisse aber leider nie“, schließt Bürgermeister Markus Rupp.

Das Meer und die Hügel

Auch wenn der Ozean weit weg scheint, hat er doch auch für uns Kinder der Hügel eine geradezu existenzielle Bedeutung. Die junge Gondelsheimerin Antonia Spielvogel hat sich dem Meer und seiner Ökologie verschrieben – sie möchte die Menschen für dessen Bedeutung sensibilisieren.

Sommer, Sonne, azurblaues Wasser. So stellen sich viele von uns den perfekten Urlaub vor.

Und wer weiß – vielleicht lesen Sie diesen Artikel ja gerade am Strand, während Sie auf den unermüdlich brandenden Ozean blicken. Was Sie sehen, ist ein friedliches Bild von unermesslich viel Wasser, das in sanften Wellen an den Sandstrand wogt. Was Sie nicht sehen können, ist ein bedeutender Teil unseres globalen Ökosystems, dem es alles andere als gut geht.

Hier sind die Fakten: Unsere Meere stehen am Rand des ökologischen Kollapses – und dafür tragen wir Menschen die Verantwortung. Unsere Spuren und fahrlässigen Hinterlassenschaften sind längst bis in die entlegensten Winkel dieser Welt gedrungen. In tiefen Gräben und abgelegenen Regionen wurde bereits Mikroplastik nachgewiesen, ganze Riffe sterben durch die zunehmende Erwärmung und Versauerung der Ozeane ab, und in vielen Küstenregionen werden gewaltige Mengen an Müll und Giftstoffen ungefiltert ins Meer geleitet.

Antonia Spielvogel mit Markus Rupp

Gleichzeitig zerstört industrielle Schleppnetzfischerei jahrtausendealte Lebensräume in wenigen Minuten – sogar in offiziell ausgewiesenen Schutzgebieten. Die Ozeane, einst Quelle allen Lebens, drohen zur globalen Müllhalde zu werden. Ohne ein radikales Umdenken wird das fragile Gleichgewicht dieses gewaltigen Ökosystems unwiederbringlich verloren gehen – mit katastrophalen Folgen für das Leben auf unserem Planeten.

Aber was hat denn der Ozean mit uns Bewohnern des süddeutschen Binnenlandes zu tun, werden Sie vielleicht denken? Die Antwort darauf gibt Ihnen Antonia Spielvogel – sie weiß es, denn sie interessiert sich, seit sie denken kann, für Meeresbiologie, für die Ökologie der Ozeane und setzt sich leidenschaftlich für deren Schutz ein. Wir treffen sie im Gondelsheimer Rathaus, zusammen mit Bürgermeister Markus Rupp – quasi auf dem Sprung, denn Antonia ist gerade dabei, aus dem Kraichgau in den Norden zu ziehen, näher an ihr geliebtes Meer und vor allem an ihren künftigen Studienplatz für Meeresgeowissenschaften an der Universität Bremen.

„Kein einziger Mensch kann ohne den Ozean überhaupt existieren“, sagt sie mit einer Gewissheit, die sofort aufhorchen lässt. „Wir sind alle Blue Citizens, einfach weil wir auf dem blauen Planeten leben.“ Was sie damit meint, könnte man vielleicht wie folgt auf den Punkt bringen: Unsere Ozeane sind ein zentrales, globales Lebenserhaltungssystem – unabhängig davon, ob wir an der Küste leben oder in den grünen Hügeln des Kraichgaus.

Sie produzieren über 50 % des Sauerstoffs, den wir atmen, absorbieren riesige Mengen an CO₂, regulieren das Weltklima und steuern Wetter- und Niederschlagsmuster. Ohne das Meer gäbe es kein stabiles Klima, keine fruchtbaren Böden, keine globalen Nahrungsketten. Kurzum:

Das Meer ist existenziell für jeden einzelnen Menschen – egal ob in Gondelsheim oder auf den Fidschi-Inseln. Und dem Meer geht es schlecht, gerade weil viele Menschen noch nicht begriffen haben, welche zentrale Rolle ihm zufällt. Zu diesen zählt Antonia definitiv nicht. Sie setzt sich ein, sie macht sich stark, sie will informieren und aufklären. Keine leichte Aufgabe – war es noch nie für die Überbringer unbequemer Botschaften. Obwohl sie gerade einmal 17 Jahre alt ist und vor wenigen Wochen ihr Abitur in Bretten abgelegt hat, bringt sich Antonia ein, wo sie nur kann. Sie hat bereits ein Praktikum am GEOMAR in Kiel absolviert, ein Forschungspraktikum bei einer Doktorandin ergattert, das ihr Einblicke in viele Fachbereiche gab. Sie ist Mitglied im Young Citizens Council for the Ocean, war Teilnehmerin bei EarthAge International und setzt sich beherzt gegen das chronisch ungesehene Übel der Schleppnetzfischerei ein.

Beeindruckender Höhepunkt ihrer jungen Vita: die Teilnahme an der UN Ocean Conference und der direkte Austausch mit hochrangigen Vertretern – etwa mit Bundesminister Sebastian Unger, der als renommierter Experte für den Meeresschutz gilt.

Mit ihrer Arbeit will Antonia etwas bewegen, will später in die Forschung, sich für den Schutz der Meere einsetzen und Verfahren sowie Techniken entwickeln, die die Schäden und Sünden der Menschheit an den Ozeanen ein Stück weit lindern können. Und sie will informieren – nicht irgendwann, sondern schon heute. Deswegen hat sich Antonia unter anderem an Bürgermeister Markus Rupp gewandt und um Raum für eine solche Veranstaltung gebeten: einen Workshop, bei dem sie den Menschen Zusammenhänge, Faszination und Problematik der Entwicklungen rund um unsere Meere näherbringen möchte.

Im Rahmen der „Werkstatt Gondelsheim“ will sie dabei eindrucksvoll aufzeigen, warum der Zustand der Meere auch im Landesinneren Thema sein muss. Unter dem Titel „Du bist ein Blue Citizen – auch im Kraichgau“ will sie vermitteln, wie stark unser aller Leben mit dem Zustand der Ozeane verknüpft ist – unabhängig von der geografischen Entfernung zur Küste. Mit anschaulichem Bildmaterial, konkreten Daten und persönlichen Erfahrungen klärt sie über die dramatischen Folgen der Schleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten auf und lädt zur Diskussion über sinnvolle Schutzstrategien ein. Dabei wird deutlich: Der Schutz der Meere beginnt nicht am Strand, sondern im Bewusstsein jedes Einzelnen – auch mitten im Kraichgau.

„Ich bin mehr als nur beeindruckt von der Zielstrebigkeit und ihrem starken Willen, etwas zu bewegen“, so Bürgermeister Markus Rupp, der für den Workshop den Ratssaal der Gemeinde zur Verfügung gestellt hat. „Ich hoffe sehr, dass möglichst viele Menschen – nicht nur aus Gondelsheim – ihr Angebot annehmen werden.“

Die Veranstaltung, die im Titel auch die englische Entsprechung von „Aus den Augen, aus dem Sinn“ trägt (Out of sight, out of mind), findet am 20. September um 19.00 Uhr (Einlass: 17.30 Uhr) im Ratssaal des Gondelsheimer Rathauses statt. Die kostenlose Veranstaltung richtet sich an alle ab 14 Jahren und beinhaltet neben dem eigentlichen Workshop auch zahlreiche illustre Gastredner.

Regierungspräsidium Karlsruhe vergibt 22 Millionen Euro an 47 Gemeinden im Rahmen des Ausgleichstocks

Gondelsheim erhält 230.000 Euro für Hochwasserschutz-Maßnahme

„Saalbach-Böschung“

Am 21. Juli 2025 wurden im Regierungspräsidium Karlsruhe in der ersten Verteilungsrunde des Ausgleichstocks des Programms 2025 Investitionshilfen in Höhe von insgesamt rund 22,03 Millionen Euro an 47 Gemeinden vergeben.

Die Mittel sollen 61 Projekte zur Herstellung und Sanierung kommunaler Einrichtungen unterstützen, mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von etwa 88 Millionen Euro.

Schwerpunkt der Förderung sind Maßnahmen in den Bereichen Kindergärten, Schulen und Feuerwehr. So wurden rund 6,4 Millionen Euro für Kindergartenbau- und Sanierungsmaßnahmen, 5,4 Millionen Euro für Schulbau- und Schulsanierungen sowie 3,9 Millionen Euro für Feuerwehrprojekte bereitgestellt.

Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder hob in ihrer Eröffnungsrede die angespannten wirtschaftlichen Verhältnisse der Gemeinden hervor.

Sie erläuterte, dass viele Kommunen zwar in den vergangenen Jahren Rücklagen gebildet und ihre Verschuldung reduziert hätten, jedoch ein zunehmender Investitionshilfebedarf aufgrund der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu erwarten sei.

Die neuesten Steuerschätzungen hätten gezeigt, dass die Steuereinnahmen für Bund, Länder und Kommunen im Vergleich zu den vorherigen Schätzungen rückläufig seien, was die Finanzlage der Gemeinden weiter belaste.

Im Landkreis Karlsruhe werden in diesem Jahr in sechs Gemeinden Projekte durch den Ausgleichstock gefördert. Dazu gehört unter anderem der Hochwasserschutz der Gondelsheim und hier konkret die Böschungssanierung im Bereich der Talstraße/Hofstadt mit 230.000 Euro.

Stolze drei Millionen investiert Gondelsheim in den Jahren 2024/25 in den Hochwasserschutz am Saalbach. Eine immens große Summe für eine kleine Gemeinde, an deren Notwendigkeit es aber spätestens seit dem Jahrhundert-Hochwasser vom 13. August 2024 keinen Zweifel gibt.

Der Gemeinde Gondelsheim ist es dabei gelungen, für beide oben angeführten Maßnahmen einen jeweils 70prozentigen Zuschuss aus dem Fördertopf „Wasserwirtschaft“ und zwei Ausgleichstock-Hilfen zu bekommen. Immerhin bleibt noch ein Anteil von 500.000 Euro aus Eigenmitteln zu finanzieren. „In Zeiten der Krise der Finanzen von Landkreisen sowie Städten und Gemeinden absolut kein Pappenstiel“, wie Bürgermeister Markus Rupp betont.

Bereits im Mai 2025 gelang es der Gemeinde Gondelsheim über das Regierungspräsidium Karlsruhe eine Bedarfszuweisung aus dem Ausgleichstock in Höhe von 400.000 Euro bewilligt zu bekommen – als Ausgleich für besondere Belastungen durch das Hochwasserereignis vom 13. August 2024. Ein Förderinstrument, das letztmals vor mehr als 10 Jahren vom Regierungspräsidium Karlsruhe eingesetzt wurde.

Stadtradeln 2025 in Gondelsheim – Neun Teams gemeinsam für Klimaschutz und Mobilität unterwegs

Gondelsheim hat sich auch 2025 wieder an der internationalen Klimaschutzkampagne Stadtradeln beteiligt – und das mit beachtlichem Erfolg.

Vom 29. Juni 2025 bis 19. Juli 2025 traten 72 aktive Teilnehmer in 9 verschiedenen Gruppen fleißig in die Pedale und sammelten dabei insgesamt beachtliche 16.551 km (2024: 15.881 / 2023: 12.467 km).

Das Gesamtergebnis des Landkreises Karlsruhe kann sich mit 2,15 Mio. geradelten Kilometern auch sehen lassen. Knapp 10.500 aktive Radlerinnen und Radler waren dafür unterwegs.

Gondelsheim leistet mit dieser Leistung einen starken lokalen Beitrag zum Klimaschutz bei und konnte in der diesjährigen Kampagne über 2,9 Tonnen an CO² einsparen. 353 Tonnen wurden im gesamten Landkreis gespart.

Als tolles, motivierendes Event hat sich das zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit der Bäckerei Thollembeek stattgefundenen Radler-Frühstück erwiesen.

Radler in der Bäckerei Thollembeek

Besonders beachtlich war dieses Jahr die Leistung des Team Pädalgogik, welches mit seinen 33 aktiven „Radlern“ über 7.300 km für den Klimaschutz sammeln konnte. Damit hat das Siegerteam um die Kita „Am Saalbach“ sein Ergebnis vom Vorjahr nochmals deutlich gesteigert.

Wie üblich werden die Siegerteams nun zeitnah informiert und erhalten ein Präsent von Bürgermeister Markus Rupp.

Bildung, Energiewende und Glasfaserausbau

Bürgermeisterrunde beschäftigt sich mit aktuellen Themen

Zur Sommer-Kreisverbandsversammlung des Gemeindetags hatte Kreisverbandsvorsitzender Bürgermeister Thomas Nowitzki (Oberderdingen) die Rathauschefinnen und -chefs in die Festhalle nach Stutensee-Blankenloch geladen.

Die Themenpalette war breit gefächert: Überlegungen im Schulbereich stellte der Leitende Schulamtsdirektor Dr. Rüdiger Stein vor; so sollen an Grundschulen Ganztags- und bereits in Kindergärten Sprachangebote gemacht werden. Grundschulförderklassen sollen als „Juniorklassen“ mit Fokussierung auf Sprachförderung fortgeführt werden.

Sogenannte „Inklusive Entwicklungsräume“ sollen entwickelt werden, die alle Schularten unter Einbeziehung mindestens eines Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren umfasst. Kreisverbands vorsitzender Thomas Nowitzki sieht in beiden Fällen noch Gesprächsbedarf und erachtet eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit als unerlässlich.

Ein Instrument, damit Kommunen die richtigen Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende treffen, stellte die Geschäftsführerin der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe Birgit Schwegle unter der Überschrift „Zukunftskommune“ vor. Dahinter verbirgt sich ein Prozess, der u.a. auf den Erfahrungen der Umwelt- und Energieagenturen und Klimaschutzbeauftragten im Land Baden-Württemberg basiert, zu 80% einheitlich und zu 20% auf die regionalen Besonderheiten abgestimmt ist. Kreisverbandsvorsitzender Thomas Nowitzki sieht diesen Weg als den richtigen an und warb dafür, dass sich möglichst viele Städte und Gemeinden der Initiative anschließen und den Prozess starten. Vorteilhaft ist für ihn der pragmatische Ansatz und er hob hervor, dass sich auch der kommunale Klimaschutzverein engagiert. Wichtig sei, dass über die kommunalen Spitzenverbände geklärt wird, dass das Land die „Zukunftskommune“ als Alternative anerkennt und bei den Förderprogrammen berücksichtigt.

Gute Nachrichten überbrachte Sozialdezernentin Margit Freund: Die Zahl der dem Landkreis zur Unterbringung zugewiesenen Flüchtlinge und Vertriebene gehen seit 2024 beständig zurück, was sich mit zeitlichem Verzug auch auf die Anschlussunterbringung der Kommunen auswirken wird. Derzeit befinden sich 800 Personen in der vorläufigen Unterbringung. Dies ermöglicht dem Landkreis, seine Gemeinschaftsunterkünfte schrittweise aufzulösen oder einer anderen Nutzung zuzuführen. Kreisvorsitzender Thomas Nowitzki bat darum, Zuweisungen in enger Abstimmung mit den Bürgermeisterämtern vorzunehmen, was Landrat Dr. Christoph Schnaudigel zusagte.

Fortschritte macht der Glasfaserausbau im Landkreis. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel berichtete von einem Pressetermin, bei der die Zusammenarbeit mit der Deutschen Glasfaser hervorgehoben wurde. Der Geschäftsführer der Breitbandkabelgesellschaft im Landkreis Karlsruhe Ragnar Watteroth berichtete, dass das BLK-eigene Netz in zwei Pilotgebieten nun auch für die Telekom geöffnet wird, was er als wesentlichen Schritt auf dem Weg zur flächendeckenden Glasfaser-erschließung bezeichnete.

Sensibilisiert wurde die Kreisversammlung von BGV-Abteilungsdirektor Ralf Krepper über Schadensszenarien bei Feuerwehreinsätzen und Cyberangriffen. Auch musste die kommunale Rechtschutzversicherung angepasst werden, weil immer mehr Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen Opfer von Bedrohungen, Beleidigungen oder Falschbehauptungen werden.

Herzlichst

Ihr

Markus Rupp, Bürgermeister