Pressemitteilung – 06.05.2024

Gondelsheim installiert ein Starkregen-Frühwarnsystem

Hochwasserschutz wird weiter ausgebaut an Bruch- und Riedgraben

Ein Jahr ist es her, seit ein Starkregen mehrere Straßen in Gondelsheim unter Wasser setzte. Ein Jahr, das die Gemeinde intensiv nutzte, um weitere Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu planen und umzusetzen. „Solch eine Situation wie damals wollen wir möglichst nicht mehr erleben. Gegen die Unbillen der Natur kann man sich zwar nicht komplett schützen, aber wir unternehmen das in unserer Macht stehende, um für den bestmöglichen Schutz der Menschen und deren Hab und Gut zu sorgen. Deshalb installieren wir unter anderem ein Starkregen-Frühwarnsystem“, sagt Bürgermeister Markus Rupp.

Insbesondere an den beiden neuralgischen Punkten Ried- und Bruchgraben gab es einige Verbesserungen, beziehungsweise es folgen weitere in den nächsten Monaten.

An beiden Orten sind die Stellen eine besondere Gefahr, an denen das Wasser in den unterirdischen Kanal fließt. Kommt zu viel Wasser an oder verstopfen die Einlaufrechen, fluten die Wassermaßen die Straßen.

Da vor allem der Riedgraben ein Gefahrenherd darstellt, gab und gibt es dort zusätzliche Maßnahmen. Am dortigen Einlaufrechen wurde z.B. eine Drucksonde installiert, um jederzeit den Wasserstand zu messen. „Steigt dieser auf ein bedenkliches Niveau, erhält der Bauhof sofort eine automatisierte SMS-Nachricht, um schnell vor Ort Abhilfe schaffen zu können“, berichtet Rupp. Klettert der Pegel weiter, geht die Warnmeldung ebenfalls an weitere zuständige Stellen wie Feuerwehr und Bürgermeister.

Bei einer Gefahrenlage sendet das System eine automatisierte Sprachnachricht an die Verantwortlichen, und zwar so lange, bis diese den Erhalt bestätigt haben. „Damit haben wir die Gewissheit, dass auch wirklich alle informiert sind“, so Rupp. Zur Drucksonde vor dem Einlaufrechen kommt bald noch eine weitere Sonde hinter dem Rechen hinzu. „Mithilfe dieser beiden Werte lässt sich feststellen, ob das Wasser gut abläuft oder der Rechen verstopft ist“, erklärt Andreas Nehse. Der gebürtige Gondelsheimer ist Hochwasserschutz-Experte und setzt das Frühwarnsystem für die beauftragte Firma Aquaplan um.

Noch mehr Sicherheit verspricht ein zusätzliches Messsystem. Neben der Drucksonde soll zusätzlich mittels Radar die Messung erfolgen. „Bei Starkregen zählt jede Minute. Je früher wir von einer möglichen Gefährdung wissen, umso schneller können wir eingreifen“, betont Bürgermeister Rupp. Daher sind in Richtung Bonartshäuser Hof permanente Bodenfeuchtigkeitsmessungen geplant. „Diese Daten geben Aufschluss darüber, ob der Boden überhaupt noch Feuchtigkeit aufnehmen kann.“, sagen Rupp und Nehse. Auch in Planung befindet sich dort eine Niederschlagsmessstelle. Selbige wiederum liefert Erkenntnisse, bei welcher Niederschlagsmenge es am Riedgraben kritisch werden könnte.

Auch der Einlaufrechen wurde bereits optimiert. So ist dieser nun oben geöffnet. Dadurch fließt weiterhin Wasser ab, selbst wenn der untere Teil verstopft oder verklebt ist. Bereits im Vorfeld des Grabens wurden entlang der Kreisstraße die Bankette aufgestockt, damit das Wasser möglichst im Graben bleibt und nicht auf die Straße läuft, zudem ein Grobrechnen im Graben aufwärts eingebaut und am Riedwiesenweg Schlitzgräben in die Bankette eingebracht.

Da die Kreisstraße K3506 bzw. die Jöhlinger Straße ein südliches Gefälle aufweist, sollen vor der B35-Brucke in Kürze zwei sogenannte Bergeinläufe mit einem deutlich größeren Aufnahmevolumen eingebaut werden. Das Wasser fließt dann nicht in die eh im Starkregenfall oft ausgereizte Kanalisation, sondern durch das Legen von Abflussrinnen unterhalb des Straßenbelags dann direkt in die Verdolung Eschbachgraben. Die Abstimmung mit dem Landratsamt findet derzeit statt. Rupp ergänzt: „Derzeit läuft auch die Vorplanung, beim Riedgraben Richtung Bonartshäuser Hof noch einen Puffer zu schaffen mittels Retentionsflächen, damit die Regenmassen dann gedrosselt in den Riedgraben abfließen könnten. Aber die Umsetzung dürfte sehr kostenintensiv sein und auch deshalb noch einige Zeit dauern.“

Der Bruchgraben birgt geringeres Gefahrenpotenzial. Dennoch möchte man auch dort möglichst nichts dem Zufall überlassen. Neben dem Messsystem und der automatisierten Alarmmeldung wurden dort zusätzliche Dammbalken angebracht sowie ein Quergraben angelegt, damit das Wasser direkt in den Bruchgraben fließt und nicht über die Straße in den Ort.

Und auch bei der B35 in Höhe der Industriestraße wurden einige Vorkehrungen getroffen, dass eine Überflutung wie im letzten Jahr möglichst vermieden werden kann.    

Parallel dazu werden an der Saalbach ebenfalls Hochwasserschutz-Maßnahmen umgesetzt. Auf dem rund 400 Meter langen Abschnitt zwischen Brücke Meierhof und Regenrückhaltebecken sind in den kommenden beiden Jahren zahlreiche Maßnahmen geplant. Dafür erfolgen an einigen Stellen beispielsweise Dammschüttungen, an anderen werden Hochwasserschutzmauern auf beiden des Saalbachs errichtet beziehungsweise erhöht. Zudem ist in einem Bereich eine Gewässerverlegung, verbunden mit einer Böschungsabflachung vorgesehen. Und an den beiden Endpunkten an der Brücke Meierhof und am Regenrückhaltebecken Schlossbuckel wird jeweils ein Querdamm für zusätzliche Sicherheit sorgen. Ende 2025 soll dieser Abschnitt dann auch einem Jahrhunderthochwasser trotzen können. Rund 1,5 Millionen Euro investiert die Gemeinde dafür, zu großen Teilen bezuschusst.

„Wir unternehmen wirklich viel zum Schutz der Bevölkerung. Aber die Bürgerinnen und Bürger sind dennoch gut beraten, selbst Vorsorge zu treffen“, konstatiert Rupp. Vorsorge bedeutet beispielsweise, sich einen Vorrat an Sandsäcken anzulegen. Gelegenheit dazu bot die Gemeinde im April. Jeder Interessierte konnte auf dem Gelände des ortsansässigen Bauunternehmens Hiemann sich entsprechend Sandsäcke für den Eigenbedarf füllen.